Hamburg, Osnabrück (epd). Die frühere Zentralratspräsidentin Charlotte Knobloch befürchtet, dass ihr Kampf gegen Antisemitismus vergeblich gewesen sein könnte. "Ignatz Bubis hat kurz vor seinem Tod gesagt: Ich habe nichts erreicht", sagte Knobloch laut Vorabmeldung der Wochenzeitung "Die Zeit". "Ich habe ihm damals persönlich widersprochen." Doch jetzt erreichten sie diese Worte selbst. "Wenn ich mir die derzeitige Situation anschaue, denke ich manchmal: Du hast doch auch nichts erreicht," erklärte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.
Knobloch sagte, sie habe sich vorgestellt, dass "wir im Miteinander von Juden und Nichtjuden in eine Normalität übergehen". "Im Moment sehe ich eher das Gegenteil", erläuterte die 87-Jährige. Den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse Osnabrück sagte die ehemalige Präsidentin des Zentralrates der Juden, Deutschland erlebe derzeit "ein Ausmaß an Judenhass, an das ich mich in der Geschichte der Bundesrepublik nicht erinnern kann". Sie plädierte für mehr politische Bildung, für Austauschprogramme zwischen Juden und Nichtjuden und für eine wache Justiz.
"Dass Gerichte wie zuletzt in Dortmund "Nie wieder Israel" als Parole auf einer Demonstration genehmigen und antisemitische Todeslisten wie "Judas Watch" im Internet nicht gesperrt oder blockiert sind, ist ein Unding", sagte Knobloch. Jeder Einzelne müsse gegen Hass, Intoleranz und Antisemitismus Gesicht zeigen, sei es in der U-Bahn oder am Kaffeetisch. Sie selbst, sagte Knobloch, wolle dem Hass trotzen. Von ihrem Vater habe sie einen unerschütterlichen Optimismus geerbt: "Ich für meinen Teil habe nicht vor zu gehen, München ist meine Heimat."