Dubai, Colombo (epd). In Sri Lanka ist am Samstag ein neues Staatsoberhaupt bestimmt worden. Die Wahl fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Im Nordwesten des Landes wurde ein Bus-Konvoi mit muslimischen Wählern angegriffen, wie die Zeitung "Daily Mirror" berichtete. Dennoch war die Wahlbeteiligung hoch: Bis zum frühen Nachmittag (Ortszeit) wählten mehr als 65 Prozent der rund 16 Millionen Stimmberechtigten. Ergebnisse wurden nicht vor Sonntagabend erwartet.
Bei dem Angriff auf den Bus-Konvoi im nordwestlichen Ort Thanthirimale, etwa 240 Kilometer nördlich der Hauptstadt Colombo, wurde niemand verletzt. Unbekannte beschossen zwei Fahrzeuge und warfen Steine.
Knapp sieben Monate nach den blutigen Osteranschlägen islamistischer Attentäter mit 259 Toten herrscht in Sri Lanka weiter Unsicherheit. Die Wahl gilt als wichtige Weichenstellung für den Inselstaat im Indische Ozean, der immer noch mit den Folgen der islamischen Terrorattentate zu kämpfen hat.
Insgesamt 35 Kandidaten bewerben sich für die Nachfolge von Präsident Maithripala Sirisena. Die beiden Favoriten, der frühere Armeeoffizier Gotabaya Rajapaksa und der derzeitige Minister Sajith Premadasa, repräsentieren nicht nur für eine politisch konträre Ausrichtung, sondern sprechen auch unterschiedliche ethnische und religiöse Bevölkerungsgruppen an.
Der 70-jährige Rajapaksa steht für die Rückkehr einer autoritären Regierung, die die Interessen der singhalesischen Mehrheit vertritt. Er findet bei den Minderheiten wie Muslimen oder Tamilen wenig Rückhalt, die etwa 20 Prozent der Insel-Bevölkerung von 21 Millionen Einwohnern ausmachen. Gotabayas Bruder, Mahinda Rajapaksa, war zwischen 2005 und 2015 Präsident des Inselstaates und gewann den blutigen Bürgerkrieg gegen die tamilischen Rebellen.
Rajapaksas Gegenspieler, der 52-jährige Sajith Premadasa von der Regierungspartei UNP, ist derzeit Wohnungs- und Kulturminister. Auch er stammt aus einer einflussreichen Politikerfamilie: er ist der Sohn von Ex-Präsident Ranasinghe Premadasa, der 1993 von tamilischen Rebellen ermordet wurde. Premadasa kann aber nicht nur auf die Unterstützung von Tamilen und Muslimen hoffen. Im Wahlkampf warb er auch um die Frauen.
Sri Lanka verfährt bei der Präsidentschaftswahl nach dem sogenannten Rankfolge-Wahlrecht, in dem Wähler ihre erste, zweite und dritte Präferenz für den Posten abgeben. Erhält kein Kandidat bei den Erststimmen mehr als 50 Prozent, so werden in einem nächsten Schritt die Zweit- und Drittstimmen in das Resultat eingerechnet.