Hamburg (epd). Die Bindungsforscherin und Psychologin Fabienne Becker-Stoll warnt vor dem Einsatz der umstrittenen therapeutischen Spielmethode "Original Play". "'Original Play' ist wissenschaftlich und entwicklungsbiologisch nicht fundiert", sagte die Leiterin des bayerischen Staatsinstituts für Frühpädagogik der Wochenzeitung "Die Zeit". Das Programm laufe "allen seelischen und physischen Grundbedürfnissen von Kindern zuwider".
Bei dem von dem US-Amerikaner Fred Donaldson entwickelten Pädagogikkonzept rangeln und raufen Kinder mit fremden Erwachsenen, es kommt zu engem Körperkontakt. 2018 soll es im Rahmen von "Original Play" in einer evangelischen Kita in Berlin-Kreuzberg zu sexuellen Übergriffen gekommen sein. Die Staatsanwaltschaft Berlin hat die Ermittlungen aus Mangel an Beweisen eingestellt.
Psychologin Becker-Stoll bewertete das Konzept kritisch: "Gesund entwickelte Kinder suchen keinen Körperkontakt mit Fremden", sagte sie der Zeitung. Kinder regulierten ihre Emotionen stattdessen innerhalb vertrauter Bindungsbeziehungen. Nur so könnten sie Sicherheit tanken.
Kitas seien verpflichtet, sehr verantwortlich zu prüfen, welche Angebote sie in ihre Arbeit aufnehmen, sagte Becker-Stoll dem Bericht zufolge. Zudem müsse sichergestellt werden, dass nur qualifizierte pädagogische Kräfte mit den Kindern in Kontakt kommen.