Erfurt (epd). Der mitteldeutsche Bischof Friedrich Kramer hat nach der Thüringen-Wahl zu Kompromissbereitschaft aufgerufen. Die Regierungsbildung werde sicherlich nicht einfach und stelle die Parteien möglicherweise vor neue demokratische Konstellationen und Herausforderungen. Der Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland fügte hinzu: "Wir werden den Kompromiss noch mehr als wichtige Form der politischen Arbeit schätzen dürfen anstatt ihn als Niederlage zu verstehen."
Kramer zeigte sich besorgt über den hohen Stimmenanteil für die AfD im Land. Er warnte davor, dieses Ergebnis "als reine Protesthaltung oder politische Unreife abzutun". Vielmehr handele es sich um "manifeste politische Grundüberzeugungen". Der evangelische Bischof sagte wörtlich: "Wohin solche Überzeugungen in einem Klima von gewaltsamer Sprache und Hass führen können, haben uns die Ereignisse in Halle gezeigt." Bei einem antisemitisch und rechtsextremistisch motivierten Anschlag am 9. Oktober in Halle waren zwei Menschen erschossen und zwei weitere schwer verletzt worden. Der schwer bewaffnete Täter hatte zuvor versucht, in die Synagoge einzudringen, was aber misslang.
Nach der ARD-Hochrechnung von 19.57 Uhr hat das bisherige rot-rot-grüne Regierungsbündnis in Thüringen keine Mehrheit mehr. Demnach kam die Linke mit Ministerpräsident Bodo Ramelow auf 30,6 Prozent der Stimmen vor der AfD mit 23,6 Prozent der Zweitstimmen. Danach folgen die CDU mit 22,1 Prozent, die SPD mit 8,3 Prozent sowie Grüne und FDP mit jeweils 5,0 Prozent.