Bonn (epd). Der Tierschutzbund kritisiert die bisherige Arbeit der großen Koalition für das Tierwohl als "mangelhaft". "Kaum eines der im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD angekündigten Tierschutzversprechen wurde angegangen - geschweige denn umgesetzt", teilte der Verein am Mittwoch in Bonn mit. Beim Kükenschreddern, dem Verbot von Wildtieren im Zirkus, der Ferkelkastration, bei Tiertransporten und dem Umgang mit Wölfen habe es bisher hauptsächlich Verzögerungen oder gar Verschlechterungen für die Tiere gegeben.
Im Koalitionsvertrag wurde ursprünglich vereinbart, das Töten von Eintagsküken bis zur Mitte der Legislaturperiode zu beenden. "Das ist jetzt", sagte Thomas Schröder, Präsident des Tierschutzbundes. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) habe nicht genug durchgegriffen. Im Juni hatte das Bundesverwaltungsgericht das Schreddern der männlichen Küken weiterhin für rechtmäßig erklärt, bis geeignete Verfahren zur Geschlechtsbestimmung der Tiere im Ei entwickelt sind.
Die Bundesregierung setze zu stark auf freiwillige Vereinbarungen, kritisierte Schröder. So seien etwa das Verbot von Schnabelkürzen bei Legehennen und die Tierwohlkennzeichnung nicht gesetzlich verpflichtend. Mit einer solchen Linie werde letztlich jeder politische Gestaltungswille aufgegeben, sagte Schröder.
Auch für Ferkel und Wölfe sei die Lage nicht verbessert worden: Das Verbot der betäubungslosen Kastration von Schweinen wurde von Union und SPD um zwei Jahre auf 2021 verschoben. Wölfe sollen nach den geplanten Änderungen des Bundesnaturschutzgesetzes gejagt werden dürfen, wenn sie im Verdacht stehen, Schafe oder andere Nutztiere gerissen zu haben.