Berlin, Santiago de Chile (epd). Nach gewaltsamen Protesten hat Chiles Präsident Sebastián Piñera die geplante Erhöhung der Metro-Fahrpreise zurückgenommen. "Ich habe mit Demut die Stimme meiner Landsleute vernommen", sagte der konservative Politiker am Samstagabend (Ortszeit) in einer TV-Ansprache, wie die Tageszeitung "La Nación" berichtet. Er kündige für nächste Woche einen Dialog an, um die "Stimme der Bürger" zu hören. Seit Tagen protestierten vor allem junge Menschen gegen die Preiserhöhungen. Dabei setzten sie auch Busse in Brand und zerstörten 41 Metro-Stationen. Die Gewalt war in der Nacht zu Samstag eskaliert. Piñera hatte den Ausnahmezustand für Santiago und Umgebung ausgerufen. Gleichzeitig gilt eine nächtliche Ausgangssperre.
In der Hauptstadt patrouilliert das Militär, gepanzerte Fahrzeuge sind an zentralen Plätzen postiert. Auch am Samstagabend setzen sich die Ausschreitungen fort. Bei einem Brand in einem Supermarkt in Santiago kamen drei Menschen ums Leben. Nach Polizeiangaben wurden insgesamt mehr als 300 Menschen festgenommen. 156 Polizisten und elf Zivilisten seien verletzt worden.
Vor einer Woche hatten die Verkehrsbetriebe die Fahrpreise von umgerechnet 1,01 Euro auf 1,05 Euro pro Fahrt erhöht. Die Fahrpreiserhöhungen waren aber nur eine von zahlreichen zusätzlichen Belastungen für die Menschen. Mit einem Wirtschaftswachstum von 4,0 Prozent im vergangenen Jahr gehört Chile zu den ökonomisch stabilsten Ländern der Region. Gleichzeitig stiegen aber die Lebenshaltungskosten unter der Regierung Piñera und die soziale Ungleichheit nahm weiter zu. Zugesagte Reformen vor allem im Bildungswesen und im Gesundheitssektor blieben aus.