Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bekommt einen Antisemitismusbeauftragten. Der Berliner Theologe Christian Staffa, Studienleiter an der Evangelischen Akademie zu Berlin, soll der erste "Beauftragte für den Kampf gegen Antisemitismus" der EKD werden. Das hat der EKD-Rat am Freitag in Hannover beschlossen, wie die EKD mitteilte. "Nicht erst der zutiefst beschämende Anschlag von Halle hat das bedrohliche Ausmaß antisemitischer Gewaltbereitschaft gezeigt", sagte der Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm.
Das neue Amt bringe zum Ausdruck, dass die evangelische Kirche unverrückbar an der Seite ihrer jüdischen Schwestern und Brüder stehe. Sie mache aber auch deutlich, dass die evangelische Kirche nicht zuletzt aus der Verantwortung für eigenes jahrhundertelanges Versagen jeder Form von Judenfeindschaft und Verachtung wachsam gegenübertreten werde. "Christlicher Glaube und Judenfeindschaft schließen einander aus", sagte Bedford-Strohm.
Staffa solle das Amt zunächst für die Dauer der Ratsperiode wahrnehmen, teilte die EKD mit - also bis 2021. Zu seinen Aufgaben gehöre die Unterstützung der Kirchenleitungen der 20 EKD-Gliedkirchen bei ihren Anstrengungen im Kampf gegen Antisemitismus. Der Antisemitismusbeauftragte ist wie andere Beauftragungen des Rates ein Nebenamt. Staffa soll das Amt ab sofort ausüben.
Christian Staffa wurde 1959 in Essen geboren und studierte in Berlin, Tübingen und Prag evangelische Theologie. Seit 1999 war er Geschäftsführer von Aktion Sühnezeichen, die internationale Freiwilligendienste für junge Menschen vermittelt. Der promovierte Theologe engagiert sich für den jüdisch-christlichen Dialog und hat sich mehrfach beruflich mit dem Thema Rechtsextremismus auseinandergesetzt. Er ist Autor zahlreicher Publikationen zu Antisemitismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.
Die Einsetzung eines EKD-Antisemitismusbeauftragten geht wesentlich auf den ehemaligen Kasseler Bischof Martin Hein zurück, der erstmals im August vergangenen Jahres dieses Amt in der evangelischen Kirche gefordert und in den zurückliegenden Monaten verstärkt darauf gedrungen hatte. Er freue sich, dass der Rat der EKD seinem Vorstoß nun gefolgt sei, sagte Hein dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Freitag.
Hein nannte die Berufung Staffas eine "überzeugende Entscheidung". Wichtig sei es nun, dass sich der EKD-Beauftragte mit den Antisemitismusbeauftragten auf Ebene der Bundesländer, des Bundes und der Europäischen Union vernetze und zugleich die evangelische Kirche selbst in den Blick nehme. "Da tut sich negativ mehr, als wir glauben", sagte Hein, der im September als kurhessischer Bischof in den Ruhestand verabschiedet worden war.