Diese Vergangenheit hat die ersten Filme stark geprägt; mit der fünften Episode ist die Reihe nicht nur in der Gegenwart, sondern auch im Fernsehalltag angekommen. Hin und wieder bringt Fuchs-Partner Youssef (Karim Chérif) die Stasi-Vergangenheit zur Sprache, aber ansonsten bleibt als Bindeglied allein Sohn Florian (Florian Bartholomäi), der in der letzten Episode wegen des Mordes an seinem Vater zu lebenslanger Haft verurteilt worden ist. Weil dem jungen Mann im Gefängnis übel mitgespielt wird und er sich dringend "Freunde" kaufen muss, setzt die Detektivin in ihrer Not sogar die Partnerschaft zu Youssef aufs Spiel, indem sie 10.000 Euro Schweigegeld unterschlägt. Dass der Kollege ihr diesen kapitalen Vertrauensbruch nicht weiter krumm nimmt, spricht zwar für seine Großzügigkeit, ist aber auch etwas unglaubwürdig.
Ansonsten erzählt "Schön und tot" eine typische Geschichte aus dem Model-Milieu. Heike Polling (Heike Trinker), Besitzerin einer Schule für angehende Topmodels, profitiert auf ebenso skrupellose wie lukrative Weise von den Träumen junger Russinnen. Mit Hilfe eines korrupten Diplomaten verschafft sie ihnen eine Arbeitserlaubnis und vermittelt ihnen drittklassige Aufträge. Ziel der Frauen ist ein Auftritt in der TV-Show "Jung und schön"; wer es in die Sendung schafft, steht kurz vor dem Durchbruch. Als eins der Models während der Generalprobe für eine Modenschau erstochen wird, beauftragt ihre Freundin und Mitschülerin Nastja (Lola Fuchs) das Detektivduo mit den Ermittlungen. Prompt geraten die beiden in eine Welt, in der Eifersucht und Missgunst herrschen. Kurz drauf wird ein Model vergiftet; Fuchs und Youssef gehen daher davon aus, dass der Wettstreit um den begehrten Platz in der Sendung das Motiv für die Verbrechen ist. Aber dann stellt sich raus, dass das erste Opfer eine Journalistin war, die offenbar die skandalösen Vorgänge rund um die Schule aufdecken wollte: Die Versprechungen, mit denen die jungen Frauen nach Deutschland gelockt werden, erweisen sich als Lug und Trug, weil die Schulleiterin ausschließlich an ihr eigenes Wohlergehen denkt. Selbst die Kontakte zur TV-Show entpuppen sich als Scharade.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Das ist einerseits alles ganz interessant, entspricht andererseits aber den sattsam bekannten Klischees über die Branche; und sämtliche Männer, mit denen die Model zu tun haben, wollen ihnen an die Wäsche. Regisseurin Sabine Derflinger hat zwar dafür gesorgt, dass sich diese Szenen auch angemessen demütigend und abstoßend anfühlen, aber besonders aufregend ist der Film trotzdem nicht. Das ändert sich, als plötzlich auch die russische Mafia mitmischt und tatsächlich Spannung ins Spiel kommt: Als das Detektivduo dem Diplomaten allzu nahe auf die Pelle rückt, geraten die beiden erst in einen Hinterhalt und müssen sich bald darauf sehenden Auges als Lockvögel einer tödlichen Gefahr aussetzen; jetzt endlich sorgt auch die Musik (Dürbeck & Dohmen) dafür, dass der Film einigermaßen fesselnd wird.
Davon abgesehen wirkt "Schön und tot" jedoch wie der Versuch, jungen Zuschauerinnen (die der Krimi nicht haben wird) die Augen über die verlogene Model-Welt zu öffnen. Allerdings müsste der Film dann eher im russischen Fernsehen laufen: Wenn die Arbeitserlaubnis der Frauen nicht verlängert wird, bleibt ihnen nur die Wahl zwischen Heimreise und Illegalität. Im Unterschied zu den bisherigen Episoden der Reihe, die deutlich komplexere Geschichten erzählten, ist die Handlung diesmal ohnehin recht überschaubar; einige Szenen wirken schlicht zu lang, und nicht allen Mitwirkenden lässt sich guten Gewissens schauspielerisches Talent bescheinigen. In einer Szene gibt sich die Füchsin als Einkaufsmanagerin aus der Modebranche aus und verkleidet sich für diese Rolle in ein weibliches Pendant zu Karl Lagerfeld; das hat ihr sicher Spaß gemacht, ist aber auch nur bedingt originell.
Immerhin ist der Auftakt mit der in Schwarzlicht gefilmten Modenschau optisch sehr interessant, und Youssefs Nichte Saida (Sara Fazilat) bereichert den Film wieder mal um einige faszinierende High-Tech-Gimmicks. Die geht bestimmt mal zur Nasa, stellt der stolze Onkel irgendwann fest; angesichts ihrer Expertise in Sachen Überwachung käme allerdings eher die NSA infrage.