Genf/Berlin (epd). Der UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock hat sich sehr besorgt über getötete und verletzte Zivilisten bei den Kämpfen im Nordosten Syriens geäußert. Opfer durch Artilleriebeschuss seien auch auf dem Gebiet der Türkei zu beklagen, teilten die Vereinten Nationen am Freitag in Genf mit. Am Mittwoch waren türkische Streitkräfte in den kurdisch kontrollierten Nordosten Syriens einmarschiert.
Der UN-Nothilfekoordinator verlangte von der türkischen Armee, den kurdischen Verbänden und allen anderen Konfliktparteien, Zivilisten unter allen Umständen zu schonen und das humanitäre Völkerrecht zu achten. Nach Angaben des Hilfswerks UNHCR vom Donnerstag sind bereits Zehntausende Menschen auf der Flucht vor der Gewalt. Lowcock hielt sich zu einem seit langem geplanten Besuch in der türkisch-syrischen Grenzregion auf. Die Regierung in Ankara habe zugesichert, Leid für die Zivilbevölkerung zu verhindern.
Die Diakonie Katastrophenhilfe hat in einem Netzwerk von 15 Hilfsorganisationen an die Konfliktparteien und den UN-Sicherheitsrat appelliert, einen sicheren Zugang für humanitäre Helfer zu den Menschen in der Kampfzone zu ermöglichen. "Ärzte ohne Grenzen" teilte mit, in der Grenzstadt Tal Abdschad hab die Bombardierung die überwiegende Mehrheit der Menschen gezwungen, zu fliehen. Das dortige einzige öffentliche Krankenhaus, das von "Ärzte ohne Grenzen" unterstützt wurde, sei geschlossen.
Die Türkei startete die Invasion, nachdem die USA den Abzug ihrer Truppen aus der Region angekündigt hatten. Die US-Streitkräfte und kurdische Einheiten hatten zusammen gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) gekämpft. Die Türkei betrachtet die kurdischen Kräfte im Nordosten Syriens als Terroristen, die bekämpft werden müssen. Im Zuge des Syrien-Konflikts hatten kurdische Milizen die Kontrolle über das Gebiet gewonnen.
Der Konflikt in Syrien hatte 2011 mit Protesten gegen Präsident Baschar al-Assad begonnen. Terrorgruppen und Rebellen eroberten weite Teile des Landes. Hunderttausende Menschen wurden getötet, Millionen Menschen sind innerhalb des Landes oder ins Ausland geflohen. Mit Hilfe Russlands drängte Assad seine Gegner in den meisten Gebieten zurück. Auch der Iran wird zu den Verbündeten Assads gezählt. In den Konflikt griffen zudem westliche Staaten wie die USA ein.