Berlin (epd). "Die Bevölkerung kann das kaum verarbeiten", sagte Wiegand am Donnerstag im ZDF-"Morgenmagazin".
Er betonte, dass seine Stadt "kein rechtsextremes Zentrum" sei. "Halle ist bunt und vielfältig. Wir gehen konsequent gegen rechts vor." Rechtsextremismus sei vielmehr ein gesamtgesellschaftliches Problem, gegen das stärker vorgegangen werden müsse, betonte Wiegand. "Wir waren bedauerlicherweise der Ort des Terrorismus an diesem Tag."
Im sachsen-anhaltischen Halle waren am Mittwoch nach Polizeiangaben in der Nähe einer Synagoge zwei Menschen erschossen worden. Am frühen Nachmittag wurde ein Verdächtiger festgenommen. Laut Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) ist von einem antisemitischen Motiv und einem rechtsextremistischen Hintergrund auszugehen.
Zu den Vorwürfen, die Synagoge habe nicht unter Polizeischutz gestanden, wollte sich Wiegand nicht äußern. "Das ist Aufgabe der Polizei." Dies könne er nicht beurteilen. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hatte es als skandalös bezeichnet, dass das Gotteshaus am jüdischen Feiertag Jom Kippur nicht durch die Polizei geschützt war.
Der Hallenser CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Bernstiel erklärte, die Stadt habe bislang als "sicherer Hafen" für die jüdische Gemeinde und alle anderen Religionsgruppen gegolten. Deswegen habe es keinen gesonderten Polizeischutz gegeben, sagte er dem SWR am Donnerstag. "Fakt ist, seit dem letzten Tag wird das nicht mehr so sein." In Zukunft werde auch die jüdische Gemeinde nicht mehr ohne Polizeischutz auskommen können - "und das ist etwas, was ich außerordentlich bedauere".