Frankfurt a.M., Wiesbaden (epd). Alle 16 Gefängnisse in Hessen bieten nach Angaben der hessischen Justizministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) islamische Seelsorge an. Dies sei ein wichtiger Baustein im Bemühen um die Deradikalisierung von islamischen Extremisten, sagte die Ministerin am Dienstag in der JVA I in Frankfurt am Main. Das Land habe die Mittel für islamische Seelsorger von 50.000 Euro im Jahr 2016 auf 300.000 in diesem Jahr erhöht. Hinzu kämen 400.000 Euro für weitere Deradikalisierungs-Maßnahmen. "In hessischen Justizvollzugsanstalten gibt es keine Strukturen, in denen man sich radikalisieren kann", sagte Kühne-Hörmann.
Das Land Hessen beschäftige inzwischen zwölf Imame als Honorarkräfte für die Seelsorge in Gefängnissen, erläuterte die Leiterin der Stabsstelle zur Deradikalisierung im Justizministerium (Nedis), Clementine Englert. Das Ministerium suche die Seelsorger mit Universitätsabschluss und Zusatzausbildung aus. Die Mitarbeiter würden sicherheitsüberprüft und bildeten sich regelmäßig fort. Um die Trennung von Staat und Religionsgemeinschaften aufrechtzuerhalten, würden die Seelsorger nicht fest angestellt. Die islamischen Theologen böten in allen Gefängnissen das Freitagsgebet an und stünden für persönliche Gespräche zur Verfügung.
Im Gefängnis bestehe in der Tat die Gefahr einer Radikalisierung, sagte der Imam und Seelsorger in der JVA Wiesbaden, Husamuddin Meyer. Häftlinge könnten von Extremisten leicht zu Gewalttaten manipuliert werden. Die meisten muslimischen Insassen hätten einen geringen Bildungsgrad und wüssten nur wenig über den Islam. Ein Seelsorger könne eine islamische Gegenmeinung zu Extremisten glaubhaft begründen.