Lebensmittelexpertin: Plastik-Verpackungen haben auch einen Sinn

Lebensmittelexpertin: Plastik-Verpackungen haben auch einen Sinn
30.08.2019
epd
epd-Gespräch: Martina Schwager

Bremen (epd). Die Verbraucherzentrale Bremen warnt trotz der Kritik an übermäßigem Plastikgebrauch davor, Verpackungen aus Kunststoff grundsätzlich zu verteufeln. "Plastik-Verpackungen haben auch einen Sinn", sagte die Lebensmittelexpertin Sonja Pannenbecker dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auf die Verpackungen würden wichtige Informationen etwa über Zutaten oder Nährwerte aufgedruckt. Sie schützten die Lebensmittel zudem vor Verderbnis und Schädlingsbefall. Getreide werde in Kunststofftüten viel seltener von Motten befallen. Fleisch, das in Kunststoff-Verpackungen eingeschweißt werde, sei länger haltbar.

Sie sei skeptisch, ob das derzeit diskutierte Plastiktüten-Verbot noch viel bringe, sagte die Referentin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale. Die Zahl der Plastiktüten habe bereits sichtbar abgenommen. Immer mehr Menschen nutzten Rucksäcke oder Stoffbeutel. Die Tüten fielen wie auch die Einwegbecher für Kaffee zwar sofort ins Auge, machten aber nur einen geringen Prozentsatz am Plastikaufkommen aus.

Als Transport-Alternative sind laut Pannenbecker nur vielfach benutzbare Stoffbeutel sinnvoll. Papier habe in der Herstellung sogar eine schlechtere Ökobilanz als Plastik, werde aber selten wiederverwendet. Die Produktion von Baumwollbeuteln verbrauche zwar viel Wasser. Die Beutel seien aber immerhin sehr gut mehrfach einsetzbar und waschbar.

Die Expertin sieht einen erfreulichen Trend im Handel zu weniger Plastik. "Die Verbraucher haben heute schon die Möglichkeit, selbst in Supermärkten viele Waren plastikverpackungsfrei einzukaufen." In den Supermärkten würden Kartoffeln, Äpfel, Zwiebeln und andere Lebensmittel immer häufiger lose angeboten.

Auch an den Theken für Käse, Fleisch und Wurst sowie beim Bäcker sei es inzwischen oft möglich, eigene Behälter mitzubringen. Zudem wachse die Zahl der "Unverpackt-Läden", in denen alle Produkte lose verkauft würden. Im Supermarkt könnten Verbraucher zudem darauf achten, möglichst große Verpackungen etwa mit Nudeln oder Reis und möglichst nur einmal verpackte Lebensmittel zu kaufen, riet die Expertin.

Von Verpackungen oder Tüten aus sogenanntem Öko-Plastik, meist einem Gemisch aus Natur- und Kunststoffen, rät Pannenbecker ab. Manche seien tatsächlich kompostierbar, allerdings nur in speziellen Anlagen. Aus dem Biomüll würden sie aber meistens aussortiert, weil sie von reinem Kunststoff nicht zu unterscheiden seien. "Auch Einweg- und Mehrweggeschirr aus Bambus oder Ökoplastik soll uns eigentlich nur dazu verführen, ein gutes Gewissen zu haben. Dabei enthält es oft Schadstoffe und wird in der freien Natur garantiert nicht abgebaut."