Dubai, Neu-Delhi (epd). Die indische Region Kaschmir bleibt weiterhin von der Außenwelt abgeriegelt. Indiens Regierung untersagte am Samstag einer Gruppe von Oppositionspolitikern den Besuch der Stadt Srinagar, wie der indische Sender NDTV berichtete. Die zwölf Politiker, unter ihnen der Kongresspartei-Abgeordnete Rahul Gandhi, durften den Flughafen von Srinagar nicht verlassen und mussten wieder in die Hauptstadt Neu-Delhi zurückkehren.
Die Regierung begründete ihre Entscheidung damit, die Delegation würde mit ihrem Besuch die schrittweise Wiederherstellung der Normalität in dem mehrheitlich muslimischen Bundesstaat behindern. Anfang August hatte Indien den Sonderstatus des Bundesstaates abgeschafft. Es ist eine der weitreichendsten Verfassungsänderungen in Indien seit der Unabhängigkeit 1947.
Die Oppositionspolitiker wollten sich in Kaschmir mit Einwohnern treffen und sich ein Bild von der Lage verschaffen. Das Verbot des Besuchs erfolgte einen Tag nach schweren Protesten in Kaschmir. Rund 150 Menschen mussten nach dem Einsatz von Tränengas und Gummigeschossen durch indische Sicherheitskräfte in Krankenhäusern behandelt werden.
Im Himalaya-Tal bestehen seit 20 Tagen Ausgangssperren, Versammlungsverbote und eine Telekommunikationssperre. Rund 2.000 Menschen sind inhaftiert worden, darunter auch wichtige Politiker der Region.
Das Kaschmir-Gebiet ist seit mehr als sieben Jahrzehnten Streitpunkt zwischen Indien und Pakistan. Beide Staaten reklamieren die Region für sich und verwalten jeweils nur einen Teil des Gebietes. Die verfeindeten Atommächte haben bereits drei Kriege um Kaschmir geführt. Seither befinden sich beide Länder auf einem gefährlichen Konfrontationskurs. Indien hat Tausende zusätzliche Soldaten in die Region verlegt.