Der 77-jährige US-Amerikaner Elliott Landy war im Jahr 1969 mit der Kamera live dabei, als vom 15. bis 17. August das Open-Air-Musikfestival "Woodstock" im US-Bundesstaat New York über die Bühne ging. Pünktlich zum 50-Jährigen des Ereignisses hat der Fotograf nun eine Ausstellung mit Bildern aus Woodstock und den wilden Zeiten Ende der 1960er-Jahre konzipiert. Drei Mal wird sie in Deutschland gezeigt, unter anderem in der Nürnberger Egidienkirche, die vom 16. August bis 30. September zum psychedelisch-spirituellen Ort wird.
Rund 500.000 Menschen erlebten im August 1969 das Woodstock-Festival auf den Feldern eines Bauernhofs in Bethel im US-Bundesstaat New York, das als Höhe- und gleichzeitig Endpunkt der Hippie-Bewegung in den USA gilt. Menschen kamen aus der ganzen Welt angereist, um 32 Bands und Solokünstler zu sehen, die ein breites musikalisches Spektrum von Folk und Rock bis hin zu Country abdeckten. Eigentlich war Woodstock als kommerzielles Festival mit etwa 50.000 Besuchern geplant worden. Zehn Mal so viele Menschen aber kamen. Auf den Zufahrtsstraßen herrschte Verkehrschaos, während des Festivals regnete es immer wieder, und das gesamte Gelände entwickelte sich zu einer Schlammgrube. Die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln und Medizin war problematisch, und es gab nicht genügend sanitäre Anlagen.
Zustand der Harmonie
Dennoch entwickelte sich Woodstock zu einem friedlichen drei Tage dauernden Festival. Der damals 28 Jahre alte Elliott Landy war als offizieller Konzertfotograf vor Ort und knipste Bilder von Bands, Einzelinterpreten und Publikum. "Woodstock war ein besonderes Ereignis der menschlichen Kulturgeschichte und ein Moment tiefer Spiritualität. Diese spüre ich, wenn Menschen miteinander friedlich sind und glücklich zusammen an dem Ort, an dem sie gerade sind. Für mich bedeutet das Ziel von Spiritualität und Religion gleichermaßen, diesen Zustand der Harmonie zu erreichen - das war in Woodstock der Fall", sagt Landy im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Die Hippie-Generation habe gemäß dieser Werte zusammengelebt. Alle hätten Antworten auf die Frage gesucht, worum es im Leben überhaupt geht und wie das Leben besser wird. "Ich sehe Woodstock im Nachhinein als ein Ereignis an, bei dem sich große kosmische Weisheit offenbart hat. Dieselben Erfahrungen macht man auch in Kirchen, wo sich diese Weisheit in der menschlichen Kultur manifestiert. In diesem Fall eben in einer christlichen Kirche, das könnte aber genauso in einer jüdischen oder muslimischen geschehen", erklärt Landy.
Spuren in den Gemeinden
160 Fotografien und Video-Animationen von Woodstock, aber auch von Künstlern wie Bob Dylan, The Band, Janis Joplin, Van Morrison und Jim Morrison werden jetzt in der Wanderausstellung gezeigt. Dazu werden großflächige Fotografien von Künstlern wie Jimi Hendrix oder Joe Cocker die Fensterrahmen und den Kirchenraum füllen, sagt Pfarrer Thomas Zeitler, Ansprechpartner für die Kulturkirche St. Egidien.
"Frauenordination, Schwulensegnung, Sacro-Pop, spirituelle Zentren - das alles wäre ohne die Impulse der Hippie-Generation nicht denkbar", meint der Pfarrer. Die Egidienkirche in Nürnberg sei als ein Experimentierort genau der richtige Ort für diese Ausstellung. Hier könne man dem Wunsch nach individueller und verantworteter Spiritualität nachkommen, sich begegnen und auseinandersetzen. Nicht zuletzt "Bethel", der Name des Ortes, an dem Woodstock stattfand, bedeute übersetzt "Haus Gottes". Hier schließe sich also der Kreis.