Berlin (epd). Die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD) hat den Vorstoß des CDU-Politikers Carsten Linnemann, Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen notfalls später einzuschulen, kritisiert. Zwar sei es wichtig, dass Kinder Deutsch sprechen, wenn sie eingeschult werden, betonte Chebli am Mittwoch im RBB-Inforadio. Linnemanns Aussage bedeute jedoch letztendlich, dass Kinder mit Migrationshintergrund oder Fluchterfahrung zurückgestellt würden. "Und das darf nicht sein", so die SPD-Politikerin.
Chebli erklärte, es sei eine wichtige Debatte, die aktuell allerdings emotional geführt werde. Es gehe um Teilhabe, Chancengleichheit und "letztendlich um die Zukunft dieser Kinder und die Zukunft dieses Landes". Es müsse dafür gesorgt werden, dass Kinder, die aus verschiedenen Gründen nicht gut Deutsch können, genügend Unterstützung bekommen, um vor der Einschulung gute Deutschkenntnisse zu erlangen.
Die Staatssekretärin für bürgerschafltiches Engagement und Internationales verwies zudem auf Berlin, wo Kinder, die nicht in die Kita gehen, vor der Einschulung einen Sprachtest machen müssen: "Und wenn sie den nicht bestehen, dann gibt es Sprachförderung. Das ist richtig und das ist wichtig für die Kinder."
Als Kind palästinensischer Eltern habe sie selbst erst in der ersten Klasse richtig Deutsch gelernt, sagte Chebli weiter. Der Anfang sei nicht einfach gewesen. Wenn ein Kind nicht gut Deutsch sprechen kann, könne dies sehr negative Auswirkungen auf den Lebensweg des Kindes haben. Zugleich betonte die gebürtige Berlinerin, sie sei ihren Eltern "unendlich dankbar", dass diese zu Hause Arabisch mit ihr gesprochen hätten. Nun spreche sie insgesamt fünf Sprachen, was eine große Bereicherung sei.
Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Carsten Linnemann, hatte in der "Rheinischen Post" unter Hinweis auf "neue Parallelgesellschaften" am Dienstag erklärt: "Um es auf den Punkt zu bringen: Ein Kind, das kaum Deutsch spricht und versteht, hat auf einer Grundschule noch nichts zu suchen." Für die betroffenen Kinder schlug er eine Vorschulpflicht vor. Notfalls müsse eine Einschulung auch zurückgestellt werden.