Regensburg, Frankfurt a.M. (epd). Nach dem Bootsunglück am Freitag mit bis zu 150 Toten sind wieder private Seenotrettungsschiffe im Mittelmeer unterwegs. Die "Alan Kurdi" des Regensburger Vereins Sea-Eye erreichte am Montag ihren Einsatzort vor der libyschen Küste. Sie sei in der dortigen Seenotrettungszone (SAR) unterwegs, twitterte die Organisation. Ursprünglich hatte der Verein erwartet, das Einsatzgebiet am Dienstag zu erreichen. In der Werft sei die "Alan Kurdi" aber so umgebaut worden, dass sie über 30 Prozent mehr Motorleistung verfüge, zudem habe das Wetter mitgespielt, sagte eine Sprecherin dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Der unter spanischer Flagge fahrende Schlepper "Open Arms" verließ laut dem Verein "Seebrücke Frankfurt" am Vormittag den Hafen von Syrakus auf Sizilien, um Kurs in Richtung des zentralen Mittelmeers zu nehmen. Die "Open Arms" dürfte damit am Dienstag im Seebereich zwischen Malta und der libyschen SAR-Zone ankommen. Dem gleichnamigen spanischen Verein waren von Spanien hohe Geldstrafen angedroht worden, sollte das Schiff erneut im Mittelmeer Bootsflüchtlinge aufnehmen. An Bord ist auch ein Team des spanischen Senders TVE.
Die "Ocean Viking", das neue gemeinsame Schiff von "Ärzte ohne Grenzen" und SOS Mediterranee, das vergangene Woche in See gestochen war, steuerte am Montag nach Marseille. Das Schiff fährt unter norwegischer Flagge und kann bis zu 200 Menschen aufnehmen.
Das neue Schiff des Dresdner Vereins Mission Lifeline wird voraussichtlich erst in der nächsten Woche auslaufen. Derzeit sammele man noch Spenden für Treibstoff, sagte Mission-Lifeline-Sprecher Axel Steier dem epd. Den Namen des Nachfolgers vom Rettungsschiff "Lifeline" wollte Steier aus Sicherheitsgründen nicht nennen.
Der Ruf nach Seenotrettung war am Freitag wieder laut geworden, nachdem ein Flüchtlingsboot vor der libyschen Küste in Seenot geraten und dabei bis zu 150 Menschen ertrunken waren. Die privaten Seenotretter hatten beklagt, dass Schiffe von Malta und Italien festgesetzt wurden und derzeit kein Rettungsschiff auf den Flüchtlingsrouten Bootsflüchtlinge retten könnte. Unter anderem liegen die "Sea-Watch 3" des Vereins Sea-Watch und die "Lifeline" des Dresdner Vereins Mission Lifeline fest. Die Vereinten Nationen hatten die Kriminalisierung der privaten Seenotretter scharf verurteilt.