"Diese Katastrophe zeigt erneut, wie dringlich es ist, Menschen zu retten, die sich aus Verzweiflung auf die lebensgefährliche Überfahrt über das Mittelmeer begeben", erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Freitag. Der von einigen EU-Staaten ins Auge gefasste Verteilmechanismus müsse so schnell wie möglich konkret umgesetzt werden, ergänzte er.
Am Montag hatten nach Angaben von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron 14 EU-Staaten grundsätzliche Bereitschaft zur Teilnahme an einem Verteilmechanismus für Gerettete signalisiert. Nach Angaben des deutschen Innenministeriums stehen acht Staaten in jedem Fall bereit. Über Details soll nun weiterverhandelt werden und ein endgültiger Beschluss im September fallen.
Die Frage der Verteilung der Flüchtlinge in Europa ist ein wesentlicher Aspekt im Ringen um die Seenotrettung im Mittelmeer. Italien dringt darauf, nicht allein zuständig für alle Ankommenden zu sein. Wiederholt hatte das Land Schiffen von Rettungsorganisationen die Einfahrt verwehrt.
Bedford-Strohm forderte, die Behinderung und die Kriminalisierung der zivilen Seenotrettung unverzüglich zu beenden. "Als einzige retten die zivilen Seenotretter derzeit die Menschen und versuchen, diese in einen sicheren Hafen zu bringen", sagte er. Die evangelische Kirche hatte wiederholt von der Politik mehr Engagement bei der Seenotrettung gefordert. Im Raum steht auch die Idee, ein eigenes Schiff von Nichtregierungsorganisationen und Kirchen loszuschicken. Über ein Konzept soll der Rat der EKD im September beraten.
Bei einem Bootsunglück vor der libyschen Küste sind nach Angaben des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) bis zu 150 Menschen ertrunken. Das Boot hatten nach dessen Schätzung rund 300 Menschen an Bord. Zwei der Überlebenden schweben den Angaben zufolge noch in Lebensgefahr.