Die Regionalbischöfin für den Propstsprengel Gera-Weimar der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friederike Spengler, erinnerte in ihrer Predigt auf dem Appellplatz der Gedenkstätte Buchenwald an die Geschichte des "Predigers von Buchenwald" und auch an die Ermordung des katholischen Priesters Otto Neururer am 30. Mai 1940 in dem KZ. Paul Schneider war am 18. Juli 1939 im Konzentrationslager Buchenwald ermordet worden.
Spengler sagte: "Dass, was von Deutschland aus in der Welt und an vielen Orten in unserem Land Menschen angetan wurde, ist nicht in Worte zu fassen, es übersteigt alle Vorstellungskraft. Dass, was vor 80 Jahren Menschen wie Paul Schneider und Otto Neururer erleiden mussten, ist unvorstellbar." Sie rief dazu auf, die "Zeugnisse ihres Gottvertrauens und die Zeugnisse ihrer Mitmenschlichkeit mit in unsere Zukunft nehmen".
Geschichte lasse sich nicht zurückdrehen, aber Geschichte könne sich wiederholen, mahnte Spengler. "Und sie greift in unserer Gesellschaft erneut um sich: wo die Würde des Menschen nicht mehr außerfrage steht, sondern gemessen und gewogen, behandelt und hinterfragt wird, wo nationalsozialistische Zeichen, Symbole und Parolen großzügig interpretiert und geduldet werden, wo Hassparolen kultiviert bis in Regierungskreise zugelassen sind."
Paul Schneider, geboren am 29. August 1897, war ein deutscher evangelischer Pfarrer und leistete als Mitglied der Bekennenden Kirche offensiv Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Am 27. November 1937 wurde er in das KZ Buchenwald verlegt, wo er Zwangsarbeit verrichten musste. Als er bei einem Appell den Hitlergruß verweigerte, wurde er öffentlich mit Stockschlägen bestraft und in eine Einzelzelle des Arrestgebäudes gesperrt. Trotz schwerster Misshandlungen unterließ er es nicht, aus seinem Gefängnis heraus das Evangelium zu verkünden. So wurde er für seine Mitgefangenen zum "Prediger von Buchenwald".
Von 1937 bis zum 11. April 1945 bestand auf dem Ettersberg bei Weimar das KZ Buchenwald, in dem über 250.000 Menschen inhaftiert waren. Mehr als 50.000 Menschen starben durch die mörderischen Arbeits- und Lebensbedingungen oder wurden von der SS willkürlich ermordet.