Berlin (epd). Berlin erhält eine weitere Gedenktafel zur Erinnerung an die deutsche Kolonialgeschichte. An der heutigen Wilhelmstraße 52 in Berlin-Mitte soll künftig eine Tafel über die sogenannte Dibobe-Petition informieren, mit der im Jahr 1919 insgesamt 18 aus dem heutigen Kamerun und Tansania stammende Männer gegen Rassismus aufbegehrten sowie Selbstständigkeit und Gleichberechtigung für die Bevölkerung in den deutschen Kolonien einforderten, teilte der Verein "Berlin Postkolonial" am Sonntag mit.
Das Gebäude in der Wilhelmstraße - damals mit der Hausnummer 62 - war seit 1907 Sitz des "Reichskolonialamtes", 1919 und 1920 des "Reichskolonialministeriums". Der aus Kamerun stammende Berliner Martin Quane a Dibobe übergab den Angaben zufolge dort am 19. Juni 1919 die Petition an die in Weimar tagende Nationalversammlung.
Die Petition sei eines der bedeutendsten Dokumente des kollektiven Widerstands der afrikanischen Diaspora in Deutschland gegen den systematischen Bruch der Völker- und Menschenrechte im kaiserlichen Kolonialreich, heißt es im Text der Gedenktafel, die am 22. Juli enthüllt werden soll. Der Umgang mit der deutschen Kolonialgeschichte ist in den vergangenen Jahren verstärkt in den Fokus gerückt.
Die Berliner Regierungsfraktionen von SPD, Grünen und Linken haben sich im Frühjahr für eine zentrale Gedenkstätte in Erinnerung an den Kolonialismus und seine Opfer in der Bundeshauptstadt ausgesprochen. Bislang erinnern einzelne Gedenktafeln im Stadtbild an diesen Teil deutscher Geschichte. An Dibobe wird etwa mit einer Gedenktafel an dessen Wohnsitz in der Kuglerstraße 44 im Prenzlauer Berg erinnert.