"Wir lassen uns von einem Innenminister nicht einschüchtern, sondern steuern den nächsten sicheren Hafen an”, begründete Sea-Eye die Entscheidung der "Alan Kurdi", mit 65 geretteten Migranten Lampedusa anzufahren. Die Insel sei der am nächsten gelegene europäische Hafen. Dort könnten die Geretteten schließlich an einen sicheren Ort gebracht werden, denn so verlange es das internationale Recht, teilte Sea-Eye-Sprecher Gorden Isler mit.
Salvini erklärte sich bereit, von einem zweiten Schiff gerettete Flüchtlinge mit Booten des italienischen Küstenschutzes nach Malta zu bringen, wenn das Segelschiff "Alex" der italienischen Hilfsorganisation "Mediterranea Saving Humans" anschließend selbst Malta anläuft. Dort würde das Segelschiff voraussichtlich von den Behörden beschlagnahmt. Die Hilfsorganisation Mediterranea teilte mit, die "Alex" sei nicht in der Lage, Malta aus eigenen Kräften zu erreichen. Lampedusa sei der "einzig mögliche sichere Hafen".
Der italienische Innenminister beharrte auf dem Verbot, Lampedusa anzulaufen. Er ließ nach eigenen Angaben Wasser und Decken an Bord der "Alex" bringen. Gleichzeitig seien dreizehn Migranten evakuiert worden, darunter vier schwangere Frauen ein Junge und vier unter einem Jahr alte Kinder gewesen. Die Weigerung der "Alex", nach dem Transport der Flüchtlinge durch Motorboote der italienischen Küstenwache selbst Malta anzulaufen, bezeichnete Salvini als "Forderung nach präventiver Straflosigkeit".
Viele minderjährige Flüchtlinge dabei
Am Samstagmorgen berichteten Medien, dass Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) der EU-Kommission angeboten habe, einen Teil der geretteten Flüchtlinge von der unter deutscher Flagge laufenden "Alan Kurdi" und der italienischen "Alex" aufzunehmen. Laut Sea-Eye-Sprecher Isler ist mehr als die Hälfte der von der "Alan Kurdi" Geretteten, die vor der libyschen Küsten von einem Schlauchboot geholt wurden, minderjährig. Insgesamt 48 der 65 Geretteten flohen den Angaben zufolge aus Somalia. Der Jüngste von ihnen sei zwölf Jahre alt.
Die libysche Küstenwache habe der "Alan Kurdi" einen libyschen Hafen als "sicheren Ort" angeboten, so Isler weiter. Doch die Crew werde keine Flüchtlinge an Libyen zurückgeben. Er verweist auf jüngste Berichte von Folter, sexueller Gewalt, Menschenhandel und Ermordungen in Libyen. Aktuell seien zwei libysche Geflüchtete an Bord, was darauf hindeute, "dass das Leben in Libyen auch für die Libyer selbst immer gefährlicher wird". Isler: "Libyen ist kein sicherer Ort, für niemanden."