"Für viele schmerzhafte Erfahrungen, die homosexuelle Menschen im Rahmen der Kirchen machen mussten, bitten wir um Vergebung", sagte der Landesbischof am Freitag in Stuttgart vor der dort tagenden Synode. "Wir bedauern zutiefst, wie es Lieblosigkeit und Ausgrenzung in Gemeinden gibt und gruppenbezogene Vorurteile, die die christliche Annahme verstellen," sagte July. Jenseits unterschiedlicher theologischer Auffassungen sei die Synode sich einig, "dass es einen lieblosen Umgang, geschichtsvergessene Ausgrenzung und polemische Verachtung von Homosexuellen nicht geben darf".
In der Kirche gebe es unterschiedliche Haltungen zu gleichgeschlechtlich gelebter Liebe. Verschiedene Reaktionen in der Debatte um die Segnung homosexueller Menschen hätten gezeigt, wie weit man in dieser Frage teilweise auseinander sei. "Auch wenn wir uns in vielem noch nicht im Klaren sind, selbst wenn wir im Einzelnen noch ringen, als Kirche wollen wir deutlich machen, dass es vor Gott nur eine Gruppe Menschen gibt: Den Leib Christi, zu dem alle bedingungslos gehören, weil Christus uns annimmt."
Die Ausgrenzung homosexueller Menschen habe in Baden-Württemberg eine lange, leidvolle Geschichte, sagte July: In der NS-Zeit seien etwa 10.000 Menschen in Konzentrationslager verschleppt worden. Doch auch nach 1945 hätten homosexuelle Menschen Angst vor Strafverfolgung gehabt und wurden erst nach ihrem Tod rehabilitiert. Zu dieser Geschichte der Gewalt und Diskriminierung haben auch die Kirchen beigetragen, so July. Sie seien nicht für den Schutz von gleichgeschlechtlich Liebenden eingetreten. Die Kirche habe nicht den Mund aufgemacht, wo es nötig gewesen wäre.
Deshalb solle es mitten in der Tagung der Landessynode ein Gedenken geben. Gerade hier sollen die Opfer der Gewaltgeschichte gewürdigt werden, solle Versöhnung, ein Neuanfang möglich werden, sagte der Landesbischof.
Bereits auf der Synode im November 2017 gab es den Vorschlag, dass der württembergische Landesbischof sich öffentlich bei Lesben und Schwulen entschuldigen soll. Im Dezember 2018 kündigte er in einem ZEIT-Interview an, sich zu entschuldigen, sobald die Debatte über die Segnung homosexueller Paare abgeschlossen ist. Die Evangelische Landeskirche in Württemberg hatte im März 2019 nach einem langwierigen Prozess beschlossen, dass ab 2020 bei bis zu einem Viertel der Gemeinden Segnungsgottesdienste nach einer zivilen Eheschließung möglich sein sollen.