Frankfurt a.M., Rom (epd). Die Kapitänin des Rettungsschiffs "Sea-Watch 3", Carola Rackete, hat sich erleichtert über ihre Freilassung geäußert. Die Entscheidung der italienischen Richterin vom Dienstagabend sei ein Sieg für die Solidarität mit allen Menschen auf der Flucht und gegen die Kriminalisierung von Helferinnen und Helfern in vielen Ländern Europas, erklärte die 31-jährige Deutsche in einer ersten Reaktion, die die Hilfsorganisation Sea-Watch im Kurznachrichtendienst Twitter verbreitete. Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) sagte: "Die Vorwürfe bleiben absurd."
Rackete war am Samstag festgenommen und unter Hausarrest gestellt worden, weil sie die "Sea-Watch 3" mit 40 Flüchtlingen an Bord unerlaubt in den Hafen der Insel Lampedusa gesteuert hatte. Die Festnahme der Kapitänin stieß vielfach auf Empörung.
Nach Angaben von Sea-Watch betonte die Richterin, dass der Entschluss Racketes notwendig war, den Hafen von Lampedusa als nächsten sicheren Ort anzulaufen. Libyen und Tunesien könnten nicht als sichere Ziele angesehen werden.
Auch die Organisationen Amnesty und "Ärzte ohne Grenzen" reagierten erleichtert auf die Entscheidung des italienischen Gerichts. Katja Carson, stellvertretende Geschäftsführerin von "Ärzte ohne Grenzen" in Deutschland beklagte "eine gezielte Kriminalisierungskampagne gegen Seenotretter auf dem Rücken von Menschen in Lebensgefahr".
Die Grünen-Politikerin Roth sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (online), private Seenotrettung sollte überflüssig sein, Seenotrettung sei eine staatliche Aufgabe. Roth warf der Bundesregierung vor, sich hinter der Suche nach einer gesamteuropäischen Lösung zu verstecken, statt eine "Koalition der Willigen" zu schmieden und über eine eigene Seenotrettungsmission und einen Verteilmechanismus zu beraten.
Die Besatzung der "Sea-Watch 3" hatte am 12. Juni insgesamt 53 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet. In mehreren Fällen nahmen die italienischen Behörden Kranke und Babys auf, verweigerten jedoch die Einfahrt des Schiffes nach Lampedusa. Am Mittwoch hatte Rackete angesichts des verzweifelten Zustands der verbliebenen 40 Menschen an Bord den Notstand ausgerufen und war in italienische Hoheitsgewässer eingefahren. Nach der Einfahrt in den Hafen von Lampedusa in der Nacht zum Samstag wurden die "Sea-Watch 3" beschlagnahmt und Rackete festgenommen. Die Migranten durften an Land.
epd kfr