Berlin (epd). Die Hilfsorganisation Sea-Watch hat das Verhalten ihrer Kapitänin Carola Rackete verteidigt. Mehr als zwei Wochen lang sei der "Sea-Watch 3" nach der Rettung von 53 Menschen aus Seenot kein sicherer Hafen zugewiesen worden, sagte die für Öffentlichkeitsarbeit der Organisation zuständige Marie Naaß am Dienstag in Berlin. Rackete haben am Ende keine andere Möglichkeit gehabt, als vom Nothafenrecht Gebrauch zu machen. Die italienischen Behören hatten Rackete am Wochenende unter Hausarrest gestellt. Über weitere juristische Schritten war nach Angaben von Sea-Watch am Dienstagvormittag noch nicht entschieden.
Rackete war in der Nacht zum Samstag mit 40 Flüchtlingen an Bord und nach zwei Wochen vergeblichen Bittens zur Landung ohne Erlaubnis der italienischen Behörden mit der "Sea-Watch 3" in den Hafen von Lampedusa eingelaufen und daraufhin festgesetzt worden. Die Migranten durften an Land. 13 Gerettete waren bereits vorher evakuiert worden.
Das Schiff wurde nach Angaben der Organisation beschlagnahmt und sollte am Dienstag von Lampedusa nach Licata gebracht werden. Ein Teil der 22-köpfigen Crew, die mit Rackete mehr als zwei Wochen auf dem Schiff war, ist daher weiterhin an Bord, wie Sea-Watch-Sprecher Ruben Neugebauer erläuterte. Die anderen Crewmitglieder seien teilweise auf dem Weg nach Hause. Neugebauer sagte, man gehe davon aus, dass das Schiff zurückgegeben werden müsse. Wann das der Fall sein könnte, konnte er allerdings nicht sagen.
Die Geretteten sind in Lampedusa an Land gegangen und dürfen sich dort den Angaben zufolge frei bewegen. Ob und in welche EU-Länder sie verteilt werden, sei noch offen, sagte Neugebauer. Mehrere Länder, darunter Deutschland, hatten angeboten, jeweils einen Teil der Menschen aufzunehmen.
Sea-Watch macht dem italienischen Innenminister Matteo Salvini wegen seiner harten Haltung gegen Seenotretter, aber auch der Bundesregierung und der EU schwere Vorwürfe. Fast ein Jahr sei es inzwischen her, dass Salvini erstmals einem Rettungsschiff die Einfahrt verweigert habe, sagte Neugebauer. In so langer Zeit hätten auch die Bundesregierung und die EU keine Lösung gefunden. Davon sei man enttäuscht.