Bonn (epd). Die Festsetzung der "Sea-Watch 3"-Kapitänin Carola Rackete stößt auch in der katholischen Kirche auf scharfe Kritik. Das Verhalten der italienischen Regierung gegenüber dem Rettungsschiff und seiner Kapitänin sei "unannehmbar", erklärte der Sonderbeauftragte für Flüchtlingsfragen der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Stefan Heße, am Montag. Solange die Staaten sich einer konsequenten Seenotrettung verweigerten oder sie nicht leisten könnten, sei privat organisierte Rettung "legitim, ja gefordert", sagte der Hamburger Erzbischof.
"Jährlich sterben Tausende beim Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, um schrecklichen Verhältnissen in der Heimat zu entkommen", sagte Heße. Einfache Lösungen könne es hier nicht geben. Nichts weniger als eine grunderneuerte europäische Flüchtlings- und Migrationspolitik müsse entwickelt werden.
Die Seenotrettung sei dabei unverzichtbar, betonte der Bischof. "Es ist deshalb unzulässig, die Seenotretter zu entmutigen, zu attackieren und zu kriminalisieren." Moralisches Handeln dürfe nicht staatlicherseits bedroht und unmöglich gemacht werden.
Rackete war in der Nacht zum Samstag mit 40 Flüchtlingen an Bord und nach zwei Wochen vergeblichen Bittens zur Landung ohne Erlaubnis der italienischen Behörden in den Hafen von Lampedusa eingelaufen und daraufhin festgesetzt gestellt worden. Die Migranten durften an Land. Mehrere EU-Länder hatten zuvor deren Aufnahme angeboten, darunter auch Deutschland.
Das Festsetzen der Kapitänin war auf große Empörung in Deutschland gestoßen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, nannte das Vorgehen der italienischen Behörden "eine Schande für Europa".