Hambühren (epd). Die "Sea-Watch"-Kapitänin Carola Rackete (31) hat nach Angaben ihres Vaters Ekkehart Rackete (74) bereits viel Erfahrung als Seefahrerin. Sie habe direkt nach dem Abitur begonnen, Nautik zu studieren, sagte der pensionierte Elektro-Ingenieur dem epd. Die Kapitänin hatte am Samstag das Rettungsschiffs "Sea-Watch 3" mit 40 Flüchtlingen an Bord ohne Genehmigung in den Hafen der italienischen Insel Lampedusa gesteuert. Daraufhin war sie von den italienischen Behörden festgesetzt worden. Dies hat die Diskussion um eine gesamteuropäische Lösung für Mittelmeer-Flüchtlinge erneut angefacht.
Carola Rackete ist in Hambühren aufgewachsen und hat 2007 am Gymnasium in Celle ihr Abitur gemacht. Das Nautik-Studium an der Jade Hochschule in Elsfleth bei Oldenburg schloss sie mit dem Bachelor ab. Zuletzt studierte sie in Liverpool und machte dort ihren Master-Abschluss. Sie hat weiterhin in Hambühren bei ihren Eltern ihren offiziellen Wohnsitz.
Die Kapitänin hat nach Angaben des Vaters vor und während ihres Studiums als Offizierin auf mehreren Schiffen gearbeitet, unter anderem auf Kreuzfahrtschiffen, Schiffen von "Greenpeace" und Schiffen des britischen Polarforschungsprogramms "British Antarctic Survey". Meistens sei sie jedoch mit den Forschungsschiffen "Polarstern" und "Meteor" des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven unterwegs gewesen.
Mit ihrer Entscheidung, Nautik zu studieren, habe sie die Familie damals überrascht. "Niemand in der Familie hatte jemals einen Draht zur Seefahrt", berichtete der Vater. Seine Tochter sei aber fest entschlossen gewesen. Sie habe sich nicht einmal von einem starken Sehfehler davon abhalten lassen. Das Geld für die nötige Laser-Operation habe sie sich mit Arbeiten in einem Schnellrestaurant verdient.