Röttgen fordert mehr Einsatz gegen Klimawandel

Röttgen fordert mehr Einsatz gegen Klimawandel

Berlin (epd). Der frühere Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) hat mehr Einsatz für den Klimaschutz gefordert und seiner Partei Untätigkeit vorgeworfen. Die Union habe das Thema Klimawandel in den vergangenen Jahren verdrängt, weil die Konsequenzen für Politik und Gesellschaft anstrengend seien, sagte der Bundestagsabgeordnete dem Berliner "Tagesspiegel" (Sonntag): "Wir haben die tagespolitische Opportunität und Bequemlichkeit höher gewichtet." Die Union müsse sich eingestehen, dass sie "in den letzten Jahren keine gute Klimapolitik gemacht" habe.

Die Überhitzung des Planeten zu verhindern sei eine Lebensaufgabe, die Kreativität, Anpassung und Veränderungsbereitschaft erfordere, sagte Röttgen. In Deutschland müsse jedoch niemand ein wirkliches Opfer bringen, das "in Relation steht zu den Folgen des Nichtstuns gegenüber dem Klimawandel".

"Wenn wir nicht handeln, wird unser Nichtstun Menschen in anderen Regionen dieser Welt umbringen und ihre Lebensgrundlagen zerstören", sagte Röttgen: "Die Menschen werden dorthin fliehen, wo sie leben können, was wir ja alle genauso täten."

Zwar trage Deutschland mit zwei Prozent nur einen geringen Teil zum weltweiten Kohlendioxidausstoß bei, sagte Röttgen. Das globale Problem klimaschädlicher Emissionen sei jedoch nur mit Deutschland und vergleichbar entwickelten Staaten lösbar. Wenn China pro Kopf die gleichen CO2-Emissionen wie die Bundesrepublik erreiche, "wird das Problem unlösbar sein". Deshalb müsse eine entwickelte Volkswirtschaft wie Deutschland vormachen, dass eine Transformation hin zu einer klimaverträglichen Wirtschaft funktioniere, "und zwar ökologisch, ökonomisch und sozial".

Auch die Regierungsstruktur in Deutschland müsse verändert werden, sagte Röttgen: "Die großen Fragen Klima, Digitalisierung, Migration und Integration müssen jedes für sich in einem Haus gebündelt werden." Die Trägheit und das Festhalten am Alten in der deutschen Politik werde "langsam gefährlich angesichts des gigantischen, revolutionären Wandels der Wirklichkeit".