Berlin (epd). Ein Jahr nach dem Streit in der Bundesregierung um Grenzkontrollen zeigt sich, dass die getroffenen Maßnahmen an der deutsch-österreichischen Grenze offenbar ihre Wirkung verfehlt haben: Lediglich 20 Migranten wurden nach ihrer Festsetzung von dort in ein anderes EU-Land zurückgeschickt, wie die "Welt am Sonntag" berichtet. Die Zeitung beruft sich dabei auf Angaben des Bundesinnenministeriums.
Demnach wurden seit August 2018 18 Personen nach Griechenland gebracht und zwei nach Spanien. Das spanische Innenministerium erklärte auf Anfrage der "Welt am Sonntag", man habe zur Anzahl zurückgenommener Migranten gar keine Informationen. Die griechischen Amtskollegen lehnten eine Stellungnahme ab.
Im Juni vergangenen Jahres war zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) ein Streit um die Zurückweisung von Migranten entbrannt. Seehofer forderte, dass Deutschland deutlich mehr Asylbewerber zurückweisen soll als zuvor - alle, die bereits in einem anderen EU-Land einen Asylantrag gestellt hatten. Jährlich wären das laut Schätzungen bis zu 40.000 Migranten gewesen. Merkel war dagegen und setzte sich mit ihrem Versprechen durch, "wirkungsgleiche" Verabredungen mit europäischen Partnern zu treffen. Diese Staaten sollten Migranten zurücknehmen, die bei ihnen bereits einen Antrag gestellt hätten und in der Eurodac-Datei auftauchen.
Allerdings unterzeichneten schließlich allein Griechenland und Spanien ein Abkommen mit der Bundesregierung - Italien etwa weigert sich. Die Vereinbarungen greifen nur bei Asylbewerbern, die bei Kontrollen an der deutsch-österreichischen Grenze erwischt werden. Für Migranten, die über Griechenland und Spanien in die EU eingereist waren, führt die Route gen Norden aber nur ganz selten durch Österreich.
epd rks