Genf (epd). Bei Massakern im Nordosten Kongos sind zwischen Pfingstmontag und dem darauffolgenden Donnerstag mindestens 117 Menschen getötet worden. Das sei das Ergebnis einer UN-Untersuchung in den betroffenen Ortschaften, sagte Marta Hurtado vom Hochkommissariat für Menschenrechte am Freitag in Genf. Bisher hatte es widersprüchliche Zahlen gegeben. Unter den Toten sind den UN zufolge Frauen und Kinder. Viele der Opfer seien geköpft worden. Die Täter hätten zudem Häuser und Läden geplündert und danach in Brand gesetzt, vermutlich, um die Bevölkerung dauerhaft zu vertreiben.
Bei den Opfern handelt es sich nach UN-Angaben um Angehörige der Hema und der Alur, bei den Tätern um Lendu-Milizen. Unklar sei das genaue Motiv für die brutalen Angriffe. Erkenntnisse der Untersuchungsmission vor Ort sprächen dafür, dass die Massaker wirtschaftliche und politische Ursachen hätten. Hurtado forderte von Kongos Regierung eine umgehende, unabhängige und umfassende Aufklärung der Vorfälle. Dabei müsse auch geklärt werden, warum die Armee die Bevölkerung nicht geschützt habe.
Wegen der Gewalt sind seit Anfang Juni mehr als 300.000 Menschen auf der Flucht. Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" warnte am Freitag, die Gewalt sowie der zeitgleiche Ausbruch der Masern- und Ebola-Epidemie habe in der Region eine beispiellose Krise ausgelöst. An Masern seien bisher mehr als 1.500, an Ebola mehr als 1.400 Menschen gestorben. Auch die in der Regenzeit zunehmende Malaria bedrohe die Bevölkerung. Gemessene Sterblichkeitsraten seien deutlich höher als der Grenzwert für Notfälle.
Zwischen Lendu und Hema hatte es zwischen 1999 und 2003 blutige Konflikte gegeben. Seitdem beruhigte sich die Lage etwas, bis Ende 2017 wieder Kämpfe aufflammten. Im rohstoffreichen Nordosten Kongos gibt es immer wieder Gefechte zwischen zahlreichen Milizen. Auch deshalb ist es bislang nicht gelungen, den Ausbruch des tödlichen Ebola-Fiebers im Osten Kongos einzudämmen. Auch gegen Masern wird deshalb derzeit nicht geimpft.