Bad Vilbel (epd). Der Geschäftsführer des Privatsenders Hit Radio FFH, Hans-Dieter Hillmoth, glaubt nicht an einen dauerhaften Podcast-Boom. "Ich glaube, Podcast wird überschätzt", sagte der 66-Jährige, der Ende Juni in den Ruhestand geht, dem Fachdienst epd medien. Er könne sich irren, aber "Radio lebt immer noch von live, von der Hand in den Mund". FFH produziere derzeit nur wenige Podcasts. "Wir probieren, aber ich glaube nicht, dass das der große Hype wird", sagte er. Es bleibe abzuwarten, ob Podcasts nennenswert vermarktet werden können.
Hillmoth war 30 Jahre lang Geschäftsführer des hessischen Privatsenders Hit Radio FFH, den er 1989 aufgebaut hat und der seit 1990 Marktführer ist. Eine Renaissance des Wortes durch den Audioboom sieht Hillmoth nicht. "Wir haben schon in den ersten 15 Jahren mehr Wort gemacht als viele andere Privatsender", sagte er. "Nur mit flotten Sprüchen und Jux und Dollerei kommt man nicht weiter, das war immer schon unser Credo. Ohne das wären wir auch nicht so lange Marktführer geblieben." Radio bestehe aus einer Mischung aus Bauchgefühl, Zahlen, Erfahrung und Ausprobieren. "Wir sind immer auf der Suche nach der Balance zwischen all diesen Zutaten."
Der Hörfunk profitiere derzeit allerdings durchaus, weil Audio und Radio durch Streamingdienste, Podcasts und Sprachassistenten wie Alexa zum Hype geworden seien. "Radio agiert viel mit Daten, kann interessante Angebote machen an die Werbetreibenden, wir investieren sehr viel in Research und im Moment sind wir total in", sagte Hillmoth. Das gelte sowohl für nationale als auch für regionale Werbebuchungen: "Lidl und Aldi werben im Radio um die Wette, das gab es früher nicht."
Hillmoth, der in den vergangenen 30 Jahren die Sendung an Heiligabend persönlich moderierte, wird dies in diesem Jahr nicht mehr tun. "Alles hat seine Zeit", sagte er dem epd. "Kein Tag ist so emotional wie Heiligabend - im Guten wie im Schlechten." In der Regel habe er in den Tagen vor Weihnachten immer geschimpft über die Sendung: "Aber wenn es dann vorbei war, war Weihnachten."
Der scheidende Geschäftsführer wurde am Dienstag vom hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier mit dem Hessischen Verdienstorden ausgezeichnet. Er sei ein "ganz Großer der hessischen Radiolandschaft", sagte Bouffier. Wie kaum ein anderer habe er den privaten Rundfunk in Hessen geprägt und entscheidend mitgestaltet.
Hit Radio FFH nahm im November 1989 unter dem Namen Radio FFH als erster Privatsender in Hessen den Sendebetrieb auf. Das Unternehmen, das mittlerweile in Bad Vilbel sitzt, beschäftigt rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und betreibt sechs Regionalstudios. Zu Radio/Tele FFH gehören neben Hit Radio FFH der Jugendsender Planet Radio und Harmony.fm, ein Angebot für die Älteren. Hit Radio FFH erreichte laut der im März veröffentlichten Media-Analyse 520.000 Hörer pro Stunde. Im Vergleich zum Vorjahr steigerte der Sender seine Reichweite um 19 Prozent.
epd dir/tz mih