Berlin (epd). Der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat das Berliner Holocaust-Mahnmal als ausdrückliches Bekenntnis zur deutschen Geschichte gewürdigt. "Es ist ein gutes, richtiges Denkmal", sagte Thierse am Dienstag im RBB-Inforadio zum 20. Jahrestag des Bundestagsbeschlusses über die Errichtung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas am 25. Juni 1999.
Das Mahnmal funktioniere, sagte Thierse. Wer durch das Stelenfeld hindurchlaufe, habe ein sinnliches Erlebnis der Bedrängnis und Enge. Im Informationszentrum zu dem Mahnmal begreife man dann, woher dieses Gefühl komme und woran erinnert werden soll, an "die schlimmste Tat unserer Geschichte", so der ehemalige Bundestagspräsident und damalige Bauherr des von Peter Eisenman entworfenen Denkmals.
Das Mahnmal sei weder "lieb" noch "nett". Die rund 2.700 Stelen könne man nicht übersehen, "man geht nicht daran vorbei", betonte Thierse. Dazu gehörten auch der Streit um das Mahnmal und die Kritik daran, sagte der SPD-Politiker: "Es gehört zum Existenzgrund der Bundesrepublik Deutschland, dass sie sich an Auschwitz erinnert. Das verbindet uns alle Demokraten: Dass wir dafür sorgen wollen, dass es nie wieder solche Verbrechen gibt."
Antisemitischen Taten müsse man entschlossen entgegentreten, unterstrich Thierse: "Wir dürfen uns daran nicht gewöhnen, nicht mit Achselzucken hinnehmen, was da passiert an Attacken auf jüdische Bürger in diesem Lande, auf jüdische Gäste." Es dürfe nicht hingenommen werden, dass sozusagen ganz selbstverständlich Vorurteile gepflegt und artikuliert werden. "Es ist Aufgabe jedes Bürgers, sofort zu widersprechen", sagte Thierse.