Ein christlich motivierter Pazifismus sei kein Raushalten, sondern eine höchst aktive Tätigkeit im Suchen und Entwickeln von gewaltlosen Wegen der Konfliktbearbeitung, sagte der frühere leitende Theologe der Bremischen Evangelischen Kirche bei einer Vorlesung im Wittenberger Predigerseminar. Friedensethisch seien die Kirchen der Reformation einer Linie verpflichtet, die Krieg als "Geißel der Menschheit" vermeiden müsse, sagte Brahms. Sie sollten den Vorrang der Gewaltfreiheit Jesu betonen und alle Mittel einsetzen, um den Frieden vorzubereiten.
Anders als das Augsburgische Bekenntnis von 1530, das von rechtmäßigen Kriegen spreche, orientiere sich die evangelische Kirche heute am Leitbild des gerechten Friedens, betonte der Friedensbeauftragte: "Dabei geht es darum, vom Frieden her zu denken." Dazu gehöre die Orientierung am Völkerrecht, einem grundsätzlichen Gewaltverbot und die Ächtung des Krieges. "Einen gerechten Krieg kann es in dieser Rahmung nicht mehr geben."
Brahms räumte ein, dass die Umsetzung eines konsequenten christlichen Pazifismus schwierig ist. "Dass Christen ohne Sünde politisch aktiv sein und Verantwortung in Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit übernehmen können, ist angesichts der reformatorischen Rechtfertigungsbotschaft und der Weltwirklichkeit nicht wirklich zu behaupten", sagte der Theologische Direktor der Evangelischen Wittenbergstiftung und fügte hinzu: "Wir machen uns auch als von Gott Gerechtfertigte immer wieder schuldig."
Das Augsburgische Bekenntnis von 1530 (Confessio Augustana) gehört zu den wichtigsten Bekenntnisschriften vor allem der evangelisch-lutherischen Kirchen. Es wurde von Philipp Melanchthon verfasst und auf dem Reichstag in Augsburg verlesen.