Dortmund (epd). Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hält das Verhältnis von Politik und Kirchen in Deutschland grundsätzlich für gut, sieht aber auch kritische Entwicklungen. Reibungspunkte gebe es etwa bei Asylverfahren, wenn zum Christentum konvertierte Flüchtlinge nach der Ernsthaftigkeit ihres Glaubens gefragt würden, sagte Käßmann am Samstag beim evangelischen Kirchentag in Dortmund. "Der Staat kann doch nicht überprüfen, ob jemand ernsthaft Christ geworden ist."
Auch beim Thema Kirchenasyl habe sich die Akzeptanz auf politischer Seite geändert, sagte die Theologin weiter. Viele Jahre lang sei es Kirchengemeinden gelungen, mit einem Kirchenasyl einen Zeitaufschub für eine juristische Überprüfung von Asylentscheidungen zu erreichen. "Heute werden immer mehr Pfarrer angeklagt wegen Rechtsverstößen und die Polizei geht auch in Kirchen."
Auf der anderen Seite hätten die Kirchen 2015 und 2016, als besonders viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen, dazu beigetragen, "den inneren Frieden in diesem Land zu erhalten", betonte die frühere hannoversche Landesbischöfin. Viele evangelische und katholische Kirchengemeinden hätten sich in der Flüchtlingshilfe und -betreuung engagiert und "unendlich viel geleistet".
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