"Der Koran ist die Heilige Schrift des Islam und der Muslime. Wenn also der Koran verteilt wird, wird die Heilige Schrift der Muslime verteilt. Dagegen ist nichts einzuwenden", sagte der Vorsitzende der nordelbischen Kirchenleitung am Freitag dem Evangtelischen Pressedienst (epd).
Anlass ist, dass die radikal-islamistischen Salafisten 25 Millionen Exemplare in Deutschland, Österreich und der Schweiz kostenlos verteilen wollen. Wie bereits in Lübeck geschehen sollen am an diesem Samstag auch in der Kieler Fußgängerzone und in anderen Städten die Schriften angeboten werden. Der CDU-Fraktionsvize im Bundestag, Günter Krings, hatte ein Verbot gefordert. Schleswig-Holsteins Innenminister Klaus Schlie (CDU) sieht dafür keine rechtlichen Möglichkeiten.
Nach den Worten von Bischof Ulrich sollte die Absicht hinterfragt werden, die hinter der Koran-Aktion steht. "Wenn eine Absicht deutlich wird, andere Religionen abzuwerten, dann ist diese Absicht zu kritisieren. Aber ein Verbot der Aktion als solche macht keinen Sinn", argumentierte der Bischof. Nicht die Verbreitung des Korans sollte verboten werden, sondern die Verbreitung einer fundamentalistischen Absicht.
Eine spontane Bibelverteilaktion als Antwort auf die Koran-Offensive lehnt Ulrich aber ab. "Das macht die Bibel zum ideologischen Werkzeug und verschleiert ihren Sinn als Wort Gottes."
Ulrich hält es für unerlässlich für das Verständnis einer Religion, "dass man ihre Grundlagen, ihre heiligen Schriften kennt". Ohne diese Grundlagen könne es weder einen Dialog noch eine Auseinandersetzung der Religionen und Kulturen geben. Auch im Islam gebe es unterschiedliche Strömungen und Auslegungen des Korans. Fundamentalistische Kräfte würden die Religion für ihre Ziele missbrauchen.