Dortmund (epd). Im Fall des getöteten Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine umfassende Aufklärung möglicher Verbindungen zur rechtsterroristischen Gruppe NSU gefordert. Noch liefen die Ermittlungen, aber manches zeige, dass es zwischen dem mutmaßlichen Täter und dieser Zeit Verbindungen gebe, sagte Merkel am Samstag auf dem evangelischen Kirchentag in Dortmund. Sie sage das "mit aller Vorsichtigkeit", betonte sie.
"Wir haben den Betroffenen damals Versprechungen gegeben", sagte Merkel mit Blick auf die Opfer des NSU. Wenn man jetzt nicht genau nach Verbindungen schaue, "haben wir einen vollkommenen Verlust der Glaubwürdigkeit", sagte Merkel. "Und das ist natürlich das Gegenteil von dem, was wir brauchen: Vertrauen".
Der CDU-Politiker Lübcke wurde am 2. Juni spätabends vor seinem Wohnhaus mit einem Kopfschuss getötet. Ein Verdächtiger sitzt seit vergangener Woche in Haft. Die Ermittler vermuten einen rechtsextremen Hintergrund. Spekuliert wurde auch über mögliche Verbindungen zum NSU.
Die rechte Terror-Gruppe soll zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen ermordet haben: acht türkische Migranten, einen griechischen Einwanderer und eine Polizistin. Die Taten wurden erst 2011 aufgedeckt und zogen eine Reihe von Ermittlungen und Untersuchungsausschüssen nach sich, die offenbarten, wie die Behörden dabei versagten, die rechtsextremen Motive der Taten zu erkennen.