Dortmund (epd). Der Theaterregisseur Jürgen Flimm hat die Kirchen aufgerufen, angesichts von Rechtspopulismus Einheit zu zeigen und Debatten über ökumenische Streitthemen zu beenden. "Habt ihr immer noch Zeit, über Äußerlichkeiten zu streiten, über Spitzfindigkeiten?", fragte Flimm am Samstag auf dem evangelischen Kirchentag in Dortmund. Die Kirchen könnten sich Debatten über Dogmen und überkommene Glaubensgrundsätze nicht mehr leisten. "Wir werden den Wettlauf um unsere berühmten christlichen und jüdischen Werte verlieren", sagte er.
Der 77-Jährige, der bis März 2018 Intendant der Berliner Staatsoper Unter den Linden war, prangerte in einer Bibelarbeit "die Denunzianten und Lügenbolde" an, die aus den dunklen Winkeln der Geschichte wieder herausgekrochen seien. "Diese wahrlich vaterlandslosen Gesellen, die im Kopf nur noch Fliegenschiss haben" hätten das böse Erbe der deutschen Geschichte völlig vergessen. "Der Disput über die Wahrheit, über Anstand, Lauterkeit, Hilfsbereitschaft, Demut wird uns mit diesen finsteren Seelen nicht erspart bleiben", sagte Flimm in Richtung der Kirchen.
Der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag mit rund 118.000 Teilnehmern findet noch bis Sonntag in Dortmund statt. Das Treffen steht unter der Losung "Was für ein Vertrauen". Der Kirchentag ist alle zwei Jahre in einer anderen Stadt zu Gast. Für 2021 ist zum dritten Mal ein Ökumenischer Kirchentag geplant, der in Frankfurt am Main stattfindet.
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