"Wir haben als Land und als Gesellschaft schwere Schuld auf uns geladen. Die Dinge, die Sie erfahren haben, sind nicht vereinbar mit unserem christlichen Menschenbild", sagte Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) an die damaligen Opfer gewandt, von denen einige in den Landtag gekommen waren. "Wir haben jahrzehntelang total versagt", so der Minister. "Wir müssen alles tun, dass nie wieder in diesem Land einem Kind die Kindheit geraubt wird."
Auch Spitzenvertreter der beiden großen Kirchen als Träger vieler der stationären Einrichtungen, in denen das Unrecht geschehen war, baten die Betroffenen um Verzeihung. "Wir sind schuldig vor Ihnen und auch vor Gott geworden", sagte der Vorstand des Diakonischen Werkes Rheinland-Westfalen-Lippe, Thomas Oelkers. Besonders gravierend sei, dass "wir unseren christlichen Ansprüchen nicht gerecht geworden sind".
Stiftungen und Fonds
Der Erzbischof von Köln, Rainer Maria Woelki, mahnte, Kirche und Gesellschaft dürften niemals vergessen, was geschehen sei und wie es habe geschehen können. Dass Kinder in katholischen Einrichtungen "zerbrochen" worden seien, lasse sich nicht in Worte fassen, weil es "zutiefst gegen das spricht, wofür wir als Kirche unterwegs sein sollten". Es sei eine Schande, dass sich nach dem Schrecken des Zweiten Weltkrieges und der Schoah so etwas in kirchlichen Häusern der jungen Republik habe ereignen können.
Seit Anfang 2017 gibt es die Stiftung Anerkennung und Hilfe, die mit der öffentlichen Anerkennung des zugefügte Leids und finanzieller Hilfe gegenüber den Opfern Wiedergutmachung leisten will. Sie wurde von der Bundesregierung, den Bundesländern sowie den beiden großen Kirchen gegründet. Die Stiftung richtet sich an Opfer, die als Kinder und Jugendliche in den genannten Einrichtungen in der Bundesrepublik zwischen 1949 und 1975 sowie in der DDR zwischen 1949 und 1990 missbraucht wurden. Bundesweit gibt es nach Schätzung des Bundessozialministeriums rund 118.000 Opfer.
Laut Landesregierung beläuft sich das Stiftungsvermögen inzwischen auf 288 Millionen Euro. Bundesweit wurden bislang 71,3 Millionen Euro ausgezahlt. In Deutschland haben inzwischen 6.563 Menschen Leistungen aus der Stiftung erhalten. Erwartet wurden bei Gründung der Stiftung bis zu 24.000 Anträge auf Entschädigung. Sie können noch bis Ende 2020 gestellt werden.
Für ehemalige Heimkinder hatten der Bund, die westdeutschen Bundesländer sowie die Kirchen den Fonds "Heimerziehung in der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1949 bis 1975" eingerichtet, der zwischen 2012 und 2018 bestand. Für die neuen Bundesländer hatte es in der gleichen Zeit den Fonds "Heimerziehung in der DDR" gegeben.