In Dortmund beginnt an diesem Mittwoch der evangelische Kirchentag, das größte protestantische Laientreffen in Deutschland. Mehr als 100.000 Gäste werden bis Sonntag in der Ruhrmetropole erwartet, wie die Veranstalter mitteilten. Unter dem Motto "Was für ein Vertrauen" sind an 200 Orten fast 2.400 Veranstaltungen geplant, darunter Bibelarbeiten, Diskussionsveranstaltungen, Gottesdienste und Konzerte. Beim Kirchentag können Protestanten mit den Spitzenvertretern ihrer Kirche wie auch mit hochrangigen Politikern zusammentreffen.
Zu den prominenten Gästen auf den Podien gehören viele Politiker aus der ersten Reihe fast aller Parteien - darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Markus Söder (CSU), Robert Habeck (Grüne) und Kevin Kühnert (SPD). Außerdem kommt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Kirchentag.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, wird mit dem Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, am Donnerstag über die Seenotrettung im Mittelmeer diskutieren. Bedford-Strohm war vor zwei Wochen nach Sizilien gereist, um sich dort über die Arbeit der zivilen Seenotrettungs-Organisation Sea-Watch zu informieren. Er hatte mit Orlando den Palermo-Appell veröffentlicht, in dem die beiden das Ende der Kriminalisierung von Seenotrettern fordern.
Der FDP-Politiker Stefan Ruppert warf dem evangelischen Kirchentag politische Einseitigkeit vor. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) sprach Ruppert von einer "grünen Einseitigkeit". Anders als die AfD seien die Liberalen zwar nicht offiziell von Podien ausgeschlossen worden. "Faktisch hat man uns aber ebenfalls nicht eingeladen", sagte der kirchenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, der selbst evangelischer Christ ist.
Der Ausschluss der AfD von den Kirchentagspodien hatte in den vergangenen Monaten immer wieder für Diskussionen gesorgt. Kirchentagspräsident Hans Leyendecker selbst verteidigte die Entscheidung immer wieder mit den Worten, dass sich die Partei seit 2017 weiter radikalisiert habe. Die Veranstalter gehen davon aus, dass es ein sehr politischer Kirchentag wird. Zu den Themen, die auf dem Kirchentag diskutiert werden, gehören der "neue Konservatismus", Digitalisierung und Feminismus.
Der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag steht unter dem biblischen Leitspruch "Was für ein Vertrauen". Damit wollen die Kirchentagsveranstalter bewusst ein Zeichen setzen in einer Zeit, in der Vertrauen verstärkt zur politischen Ressource wird.
Für die Stadt Dortmund bedeutet der Kirchentag erhebliche logistische Anstrengungen. Allein die Unterbringung von Tausenden Übernachtungsgästen gestaltete sich kompliziert: 40.000 Teilnehmer übernachten in Gemeinschaftsquartieren wie Schulen und Turnhallen, 5.000 schlafen in privaten Unterkünften. Auf die Anwohner der Innenstadt kommen zudem große Verkehrseinschränkungen hinzu. Es gibt Umleitungen und Straßensperrungen. Veranstaltungsorte werden zusätzlich mit Betonklötzen und Lkw-Sperren abgesichert. Innerhalb der Innenstadt gilt an allen Veranstaltungstagen tagsüber ein Lkw-Fahrverbot.