Temperaturen über 30 Grad, Starkregen, Sturmböen bei Hitzegewittern - die Häufung von Extremwetterlagen ist auch eine Herausforderung für den Deutschen Evangelischen Kirchentag. "Wir müssen uns an den Klimawandel anpassen", sagt Christof Hertel von der Stabsstelle Umweltprojekte. Beim diesjährigen Kirchentag vom 19. bis 23. Juni in Dortmund würden deshalb 25 Maßnahmen des neuen Projekts "Klimaanpassung von Großveranstaltungen" umgesetzt und auf Effektivität geprüft.
"Schon bei den letzten beiden Kirchentagen 2017 in Berlin und 2015 in Stuttgart war es sehr heiß", sagt Hertel. "In Dortmund müssen wir in der zweiten Juni-Hälfte mit dem höchsten Sonnenstand des Jahres rechnen." Für Risiken wie Trockenheit, Brandgefahr, überhitzte Veranstaltungszelte, Dehydrierung und Hitzeschläge von Teilnehmern müssten Lösungen gefunden werden.
Kirchentags-App warnt vor Unwettern
Erstmals sollen in Dortmund Basecaps als Kopfbedeckung in den Kirchentags-Shops erhältlich sein, an Info- und Verkaufsständen soll es Schatten für die Menschen in den Warteschlangen geben. An fünf Trinkwassertürmen können sich Teilnehmer kostenlos mit Leitungswasser versorgen. In den Zentren Kinder und Jugend verschaffen Wasserspiele Erfrischung für die jungen Kirchentagsgäste.
In Gemeinschaftsquartieren sollen Kinder und ältere Menschen in kühleren Zimmern schlafen. Bei drohenden Unwettern können Push-Nachrichten über die Kirchentags-App direkt auf dem Smartphone empfangen werden. "In einem Wettbewerb für Studierende erproben wir, wie Veranstaltungszelte auch ohne energieintensive Kühlung durch Klimaanlagen auskommen können", erläutert Hertel.
Öko-Strom und PVC-freie Planen
Eine Reduzierung des Energie- und Ressourcenverbrauchs hat sich der Kirchentag schon länger zum Ziel gesetzt. Die Geschäftsstelle in Fulda und die Veranstaltung selbst werden bereits seit mehr als zehn Jahren nach dem europäischen Umweltmanagementsystem Emas zertifiziert. Der Kirchentag wolle "eine der umweltfreundlichsten Großveranstaltungen" sein und ein gutes Beispiel geben, sagt Hertel. So sollen in Dortmund wie schon 2017 in Berlin alle Open-Air-Bühnen mit Öko-Strom versorgt werden.
In Berlin habe es Fortschritte auch durch die Anwendung ökologischer Reinigungsmittel, mehr Bio-Essen und PVC-freie Planen an den Programminfo-Türmen gegeben, hieß es. Weil jedoch weniger Besucher als geplant in die Hauptstadt kamen, stiegen die Abfallmenge und die CO2-Emissionen pro Dauerteilnehmer gegenüber vorherigen Kirchentagen. Für Dortmund wurde von vornherein weniger Material beschafft und damit auch die Müllmenge wieder gesenkt.
Kirchentag als Lernplattform für Umweltschutz
Seine hohen Umweltstandards will der Kirchentag halten und möglichst ausbauen. So erhält die Fahrbereitschaft ein weiteres Auto mit Hybrid-Antrieb, drei waren schon für Berlin beschafft worden. Auch die Zahl der Lastenfahrräder wird nochmals erhöht - die Kirchentagszentren in der Innenstadt und in den Westfalenhallen liegen nahe beieinander, das macht Transporte per Rad noch sinnvoller.
Der Kirchentag sei mit seinem Umweltengagement eine Lernplattform für Umweltschutz, sagt Umweltexperte Klaus Breyer von der gastgebenden Evangelischen Kirche von Westfalen. Viele Ehrenamtliche hätten sich dort Anregungen geholt, wie man Abfallverwertung in den Kirchengemeinden praktizieren kann. Dass auch in Großküchen ökologisch erzeugte Verpflegung zu fairen Preisen angeboten werden könne, zeige auf den Kirchentagen alle zwei Jahre das "Gläserne Restaurant".
Kirchentag mit seiner Umweltpraxis "Ausweis der Glaubwürdigkeit"
Mit seiner Umweltpraxis ist der Kirchentag nach Breyers Worten ein "Ausweis der Glaubwürdigkeit" für kirchliches Reden über die Bewahrung der Schöpfung. Im Programm ist das Thema seit jeher verankert. "Stadt und Umwelt" heißt in Dortmund eines der größten Zentren.
Neben Klimaforschern, Kirchenleuten und Politikern wie Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) und Grünen-Chef Robert Habeck diskutieren im Umwelt-Zentrum unter anderen Luisa Neubauer von der Jugendbewegung "Fridays for Future" und die Klimaaktivistin Hindou Oumarou Ibrahim aus dem Tschad.
Erstmals bietet der Kirchentag in Kooperation mit der westfälischen Kirche "Wege zur Nachhaltigkeit" an. Auf ihnen zeigen 44 Dortmunder Vereine, Organisationen, Gemeinden und Initiativen, wie Ideen zur Nachhaltigkeit fantasievoll umgesetzt werden und das eigene Leben bereichern können.