Der christliche Glaube werde einseitig politisch instrumentalisiert, sagte der Thüringer Fraktionschef Björn Höcke am Dienstag bei der Vorstellung der rund 50-seitigen Broschüre in Berlin. Er warf der evangelischen Kirche vor, "sich mit dem Zeitgeist ins Bett" zu legen und forderte sie auf, in ihren Positionen "pluralistischer" zu werden.
Das Papier kritisiert unter anderem die Position der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur Geschlechtergerechtigkeit, in der Flüchtlingspolitik, beim Einsatz für den Klimaschutz - und zur AfD selbst. Führenden Köpfen wie der mitteldeutschen Bischöfin Ilse Junkermann warf Höcke vor, die AfD zu diskreditieren. Die Unterstützer des Papiers, das nach Worten von Höcke kein offizielles Papier der Bundespartei ist, forderten die evangelische Kirche auf, "Politisierung" zu beenden, räumten gleichzeitig aber ein, es sei auch gewinnbringend und richtig, wenn sie sich in die Politik einmische.
Wo die Grenze zwischen nach Auffassung der AfD berechtigter und nicht berechtigter politischer Kritik verläuft, blieb bei der Vorstellung vage. Es sei eine Grenze, eine Partei zu diskreditieren, sagte Höcke. Das Verhältnis zwischen AfD und den beiden christlichen Kirchen ist vor allem aufgrund der Positionen in der Asylpolitik angespannt. Offizielle Gespräche wie mit anderen Parteien gibt es mit der AfD nicht. Das beklagen die Autoren des Positionspapiers. Sie würden sich Dialog wünschen, allerdings nur auf Augenhöhe, sagte Höcke. Kritisiert wird von den Initiatoren des Papiers auch die Entscheidung des Deutschen Evangelischen Kirchentags, AfD-Vertreter nicht auf Podien einzuladen. Das Protestantentreffen findet vom 19. bis 23. Juni in Dortmund statt.
Vorgestellt wurde das Papier von Höcke gemeinsam mit den Vorsitzenden der AfD-Landtagsfraktionen in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen. Keiner der Vorstellenden ist nach eigenen Erklärungen Mitglied der evangelischen Kirche. Höcke und sein Kollege aus Mecklenburg-Vorpommern, Nikolaus Kramer, sind nach eigenen Worten aus der evangelischen Kirche ausgetreten.