Der Kirchentag macht erstmals in seiner Geschichte den Sport ausdrücklich zum Thema und widmet ihm ein eigenes Zentrum. Sport gehöre in die fußballbegeisterte Stadt Dortmund und sei "eine der großen gesellschaftlichen Bindekräfte unserer Zeit - ähnlich wie der christliche Glaube und die Religion", sagte die Präses der gastgebenden westfälischen Landeskirche, Annette Kurschus. Vor dem Deutschen Fußballmuseum stellte sie gemeinsam mit Reinhard Rauball, Präsident von Bundesliga-Vizemeister Borussia Dortmund, bei einem symbolischen Torwandschießen das Programm vor.
Der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag findet vom 19. bis 23. Juni in Dortmund statt. Im Sport-Zentrum gehe es in Diskussionen, Workshops, Mitmachangeboten und Bibelarbeiten um Laufschuh und Gesangbuch, Kirche und Arena, Fangesang und Choralmusik, sagte Kurschus. "Wir werden erleben, wieviel uns miteinander verbindet und wo wir gemeinsam Verantwortung tragen." Neben klassischen Sport-, Tanz- und Spielangeboten stehen auch unbekanntere Disziplinen wie Crossboccia, Tetherball oder Goalcha auf dem Programm.
Prominente am Start
Im Eissportzentrum reicht die Palette vom Eisstockschießen und Schlittschuhlaufen bis zu Dialog-Bibelarbeiten, auf dem Phoenix-See ist barrierefreies Segeln möglich. Beim Kirchentags-Zehnkampf "DEKTalon" sollen Menschen an zehn Stationen in Bewegung geraten und miteinander ins Gespräch kommen über den Glauben und christliche Werte. Der rote Faden, der alle Angebote verbinde, seien "Begeisterung und die Werte, die uns verbinden", sagte die Projektleiterin des Zentrums Sport, Marit Günther.
Am Programm wirken etliche Prominente aus Sport und Kirche mit, darunter die erfolgreiche ehemalige Biathletin Magdalena Neuner, Sportreporter-Legende Manfred Breuckmann und die Theologin Margot Käßmann, ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Kirche und Sport seien "Motoren der Integration und der Partizipation, die zum friedlichen Miteinander beitragen", sagte Präses Kurschus, die auch stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende ist. Kirche und Sport stellten sich ihrer Verantwortung, die Gesellschaft aktiv mitzugestalten, und könnten Menschen zusammenbringen - unabhängig von Bildung, Herkunft, Einkommen oder sozialem Status.
Borussia als Unterstützer
BVB-Präsident Rauball hob die dominante Stellung des Sports in der Gesellschaft hervor. Insbesondere der Fußball sei "trotz aller Kritik am Kommerz eine Institution, die Vorbildcharakter hat". Dies sei eine Verpflichtung, auch der gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden, betonte der Präsident der Deutschen Fußball Liga und Interimspräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). "Das versuchen wir." Die Fußballvereine in Deutschland haben zusammen rund 7,1 Millionen Mitglieder. Der Fußball könne Teamgeist, Begeisterung und Leidenschaft, aber auch Respekt gegenüber anderen vermitteln und den Charakter festigen, sagte Rauball. Eine Grenze sei aber erreicht, wenn Fans "über die Stränge schlagen".
Der BVB unterstützt den Kirchentag auf verschiedene Weise. Er sei insbesondere Gastgeber des Schlussgottesdienstes im Signal Iduna Park, sagte Rauball, der dem Präsidium des Kirchentags angehört und mit Kirchentagspräsident Hans Leyendecker befreundet ist. Dies sei eine enorme organisatorische Herausforderung, weil der Stadionrasen in der Sommerpause neu eingesät werden müsse.
Zum evangelischen Kirchentag erwarten die Veranstalter weit mehr als 100.000 Teilnehmer. Das Treffen steht unter der Losung "Was für ein Vertrauen". Auf dem Programm stehen fast 2.400 Veranstaltungen.