Junge Menschen trauen den Kirchen nach Ansicht des bayerischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm keine tragfähigen Antworten auf ihre Fragen zu. Dies müsse man "wohl ganz nüchtern" so sagen, erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beim "Tag der Schulseelsorge" im fränkischen Heilsbronn. Viele Menschen hätten "ein Interesse am Spirituellen, aber wenig an Kirche und dem christlichen Glauben".
Bedford-Strohm erläuterte, dass viele junge Menschen nur in der Schule mit dem christlichen Glauben in Kontakt kämen: Durch Religionslehrer seien Kirche und Glaube in der Schule präsent. Daraus erwachse eine Chance, alle sozialen Milieus zu erreichen. Für diese Aufgabe brauche es in einem immer säkulareren Umfeld "Kraft und gelegentliche Unterstützung", betonte Bedford-Strohm. Christliches Basiswissen könne man nicht mehr voraussetzen.
"Man erlebt, wie bedürftig Menschen sind"
"Mit Abwehr gegen 'die Kirche' muss man rechnen", sagte er laut Redemanuskript. Dazu gehöre auch, dass Seelsorge unter pauschalen Missionsverdacht gestellt werde. Es sei zudem nicht mehr selbstverständlich, dass sich Kirchen im staatlichen Raum der Schule bewegten. Die im Grundgesetz festgeschriebenen Rechte stünden heute infrage. "Auf der einen Seite scheint die Kirche also an Relevanz in der Schule zu verlieren, auf der anderen Seite ist das genaue Gegenteil der Fall", sagte Bedford-Strohm. "In der Schulseelsorge erlebt man, wie bedürftig Menschen sind", erklärte er.
Es gebe Kinder und Jugendliche, die sich einsam und ausgeschlossen fühlten. Der Anspruch der Schulseelsorge sei es, dass es an einer Schule kein Kind geben soll, "dass von niemandem gesehen wird, und keinen jungen Menschen, dem niemand zuhört".