Es sei wie üblich ein Spruch aus dem Alten Testament gelost und um eine neutestamentliche Passage, einen Liedvers oder ein Gebet ergänzt worden, teilte die evangelisch-freikirchliche Herrnhuter Brüdergemeine am Montag mit. Der Jahrgang sei ein besonderer, da er mit dem 300. Jubiläum der Gründung Herrnhuts durch mährische Glaubensflüchtlinge 1722 zusammenfalle.
Die Losungen wurden erstmals am 3. Mai 1728 gezogen. Seither findet die Ziehung alljährlich um dieses Datum herum statt - in diesem Jahr war es der 15. Mai. Seit 1731 erscheinen die Losungen in gedruckter Form. In Deutschland hat das Andachtsbuch eine Auflage von rund 800.000. Weltweit werden etwa 1,5 Millionen Exemplare in etwa 55 Sprachen verbreitet. Auch eine Smartphone-App und eine Ausgabe für junge Leute sind erhältlich.
Die Evangelische Brüder-Unität - Herrnhuter Brüdergemeine ist eine kleine evangelische Freikirche, die auf dem Gut des Grafen Zinzendorf im 18. Jahrhundert in der sächsischen Oberlausitz gegründet wurde. Eine wichtige Wurzel hat sie in der Böhmischen Reformation, die durch Jan Hus im 15. Jahrhundert angestoßen wurde.
Bekannt ist die Brüdergemeine durch die Herausgabe der Losungen und durch den Herrnhuter Stern. Zwar werden die Sprüche ausgelost, doch hat der Begriff "Losung" nach Angaben der Gemeine nichts mit Losen im Sinne einer Lotterie zu tun, sondern trage die Bedeutung "Parole". Für Christen sind die Texte demnach "ein Stichwort oder ein Impuls für den Tag".