Die katholische Kirche müsse die heutigen Lebenswirklichkeiten von gleichgeschlechtlichen Gemeinschaften und unterschiedlichen Beziehungsformen berücksichtigten. "Wir dürfen nicht nur auf die sakramentale Ehe schauen." Bode leitet eine Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz, die sich mit einer Weiterentwicklung der Sexualmoral auseinandersetzt. Eine Ehe für alle könne es in der katholischen Kirche allerdings nicht geben, betonte Bode. Dieser vom Staat verwendete Begriff sei schwierig, "weil wir die Beziehung zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern nicht Ehe nennen", sagte der Bischof. Die Ehe sei für die katholische Kirche die sakramentale Beziehung zwischen Mann und Frau. "Auch eine etwaige Segnung würden wir nicht mit der Trauung gleichsetzen."
In der katholischen Kirche sind die sieben Sakramente besondere heilige Zeichen oder zeichenhafte Handlungen, in denen Gott den Menschen begegnet. Neben der Ehe gehören dazu unter anderem die Eucharistie, die Taufe und die Weihe von Priestern oder Bischöfen. Bode sagte, die katholische Kirche sollte Menschen, die sich verantwortungs- und bindungsbereit auf eine gleichgeschlechtliche Beziehung einlassen, pastoral-theologisch begleiten können. Das gelte ebenso für Beziehungen, die sich aus scheiternden oder wechselnden Lebensbeziehungen ergäben. Die katholische Kirche müsse klären, "wie sie mit diesen Veränderungen, die es nun einmal gibt, umgeht".
Die Arbeitsgruppe Sexualmoral wird laut Bode bis September eine Diskussionsgrundlage auf den Tisch legen. Mit einem erweiterten Kreis von Bischöfen und mit Vertretern aus dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken werde dann ein konkreter Vorschlag erarbeitet, der in den sogenannten synodalen Prozess eingehen solle. Während ihrer Frühjahrsvollversammlung in Lingen hatte die Bischofskonferenz beschlossen, die Fragen zur Rolle der Frau, zum Machtmissbrauch und zur Sexualmoral gemeinsam mit Laien und Experten zu erörtern. Dieser synodale Prozess ist auf zwei Jahre angelegt.