Die Täter wollten die christliche Präsenz im Norden des Landes beseitigen, sagte der katholische Bischof der Stadt Kaya, Théophile Nare, am Mittwoch Radio Vatikan. Nicht einmal die Armee habe noch Zugang zu der Region. Am Sonntag hatten Angreifer fünf Gläubige und einen Priester nach einer Messe in Dablo getötet. Am Montag wurden vier Teilnehmer einer Prozession erschossen und eine Marienstatue in Brand gesetzt. Die Christen seien verängstigt, sagte Nare.
Ende April war unmittelbar vor dem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erstmals gezielt eine Kirche angegriffen worden. Sechs Menschen kamen dabei ums Leben. Hinter den Taten werden radikale Islamisten vermutet. Burkina Fasos Präsident Roch Marc Kaboré erklärte am Rand einer Bischofskonferenz in der Hauptstadt Ouagadougou am Dienstag, die Terroristen hätten ihre Strategie geändert. Anstatt Zwietracht zwischen den Volksgruppen zu säen, versuchten sie jetzt, religiöse Konflikte anzufachen.
Kaboré rief die Bevölkerung auf, zusammenzustehen. Burkina Faso habe einen Ruf als religiös tolerante Nation. Rund 55 Prozent der knapp 20 Millionen Einwohner sind Muslime, 15 Prozent Christen und 30 Prozent Anhänger afrikanischer Religionen. Die Zahl der Anschläge, vor allem von Anhängern der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), in dem Sahelstaat nimmt zu. Laut der Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" haben Islamisten und die gegen sie kämpfende Armee in den vergangenen Monaten mehr als 150 Menschen im Norden des Landes getötet.
Deutschland unterstützt den Aufbau der von fünf Ländern getragenen Anti-Terror-Truppe "G5 Sahel", an der Burkina Faso beteiligt ist. Allerdings sind deren Einheiten auch zwei Jahre nach der Gründung noch nicht einsatzfähig. Die Bundeswehr ist zudem am UN-Einsatz Minusma im Nachbarland Mali beteiligt, das ebenfalls von islamistischen Terroristen heimgesucht wird.