30 Jahre nach der friedlichen Revolution liege die öffentliche Aufmerksamkeit in diesem Jahr erneut "auf dem Glück des Jahres 1989", schrieb der Bundespräsident. "Als steter Mahner gegen das Unrecht und treibende Kraft für die Aufarbeitung der Geschichte der zweiten deutschen Diktatur haben Sie sich bleibende Verdienste erworben." Schorlemmer habe die Bürger ermutigt, Zutrauen in die eigenen Kräfte zu haben und Verantwortung zu übernehmen.
Aktueller denn je gelte es den Fragen nachzuspüren, wie der Einzelne in der Demokratie seine Freiheit erfahren und seiner Verantwortung darin gerecht werden könne, erklärte Steinmeier. "Den Mitmenschen eine Quelle der Orientierung zu mehr Gerechtigkeit und Frieden zu werden, ist Auftrag an Jeden. Aber sich so zu verwirklichen als Gottes Geschöpf, das vermögen nur Wenige." Er fügte hinzu, dass er den evangelischen Theologen bei den wichtigen Themen Freiheit und Demokratie an seiner Seite wisse.
Schorlemmer wurde am 16. Mai 1944 im brandenburgischen Wittenberge geboren, wuchs in Werben in der Altmark auf und lebt seit mehr als 40 Jahren in Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt. Nach dem Theologiestudium in Halle war er in den Franckeschen Stiftungen und danach als Studentenpfarrer in Merseburg tätig. Später war er Dozent am Evangelischen Predigerseminar und Prediger an der Wittenberger Schlosskirche. Von 1992 bis 2007 war er zudem Studienleiter an der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt.
International bekannt wurde der Theologe 1983 mit der symbolträchtigen Umschmiedung eines Schwertes zu einer Pflugschar als Friedensaktion in Wittenberg. Bei der regierungskritischen DDR-Großdemonstration am 4. November 1989 auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz gehörte auch Schorlemmer zu den Rednern. Seit 2014 ist er Ehrendoktor der Europauniversität Viadrina in Frankfurt an der Oder.