Bei einer Schießerei in einer Synagoge in Kalifornien ist am Samstag eine Frau getötet worden. Ein Mann habe in einem Gottesdienst der Chabad-Synagoge in Poway, einer Vorstadt von San Diego, um sich geschossen, berichteten lokale Medien. Es soll sich um einen 19-jährigen Weißen handeln. Drei weitere Menschen wurden demnach verletzt. Der mutmaßliche Täter sei festgenommen worden, sagte der Bürgermeister von Poway, Steve Vaus, laut der Zeitung "San Diego Union Tribune". Laut Medienberichten wird wegen des Verdachts auf einen rechtsradikalen Hintergrund ermittelt. Der Samstag war der letzte Tag des jüdische Pessachfestes. Politik und Religionsvertreter verurteilten die Tat.
Rechtsradikaler Hintergrund vermutet
US-Präsident Donald Trump erklärte per Twitter, seine Gedanken und Gebete seien bei den Betroffenen. Die Sicherheitskräfte hätten herausragende Arbeit geleistet. Vizepräsident Mike Pence betonte, niemand sollte in einem Gebetshaus Angst haben müssen. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) äußerte sein Mitgefühl mit den Angehörigen der Getöteten und den Verletzten. "Der Angriff auf die Chabad-Synagoge trifft uns alle", erklärte er am Sonntag in Berlin.
Mehrere Zeitungen, darunter die "New York Times" berichteten, die Polizei untersuche mögliche Verbindungen des mutmaßlichen Täters zur einem Dokument mit rechtsextremen Verschwörungstheorien, das vor dem Überfall online gepostet worden sei. Der Autor des Dokuments habe auch Verantwortung übernommen für einen Brand im einer Moschee vergangenen Monat im kalifornischen Escondido.
Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) erklärte, Gewalt gegen Menschen, die friedlich beteten sei entsetzlich. Es habe mehrere solche Angriffe in den vergangenen Wochen gegeben, sagte ÖRK-Generalsekretär Olav Fykse Tveit in Genf. "Diese mörderischen Anschläge auf Menschen, die sich zum Beten versammelt haben, verletzen uns alle. Als Erwiderung darauf dürfen wir nicht erlauben, dass unsere Gemeinschaften auseinander getrieben werden, sondern wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln, um in Frieden und Respekt zusammen zu leben."
Die Direktorin des Holocaust Museums in der US-Hauptstadt Washington, Sara Bloomfield, warnte in einer Erklärung, die Bluttat sei ein "Weckruf". Das Attentat zeige, dass Antisemitismus derzeit zunehme.
Bestürzung über wachsenden Antisemitismus
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, machte die liberale Waffengesetzgebung der USA mitverantwortlich für das Attentat. "Wenn ein Täter vom Hass im Internet radikalisiert ist, kann er schneller als etwa in Deutschland und Europa ein Gewehr oder eine Pistole kaufen. Das kann fatale Folgen haben", sagte Klein den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Ein verschärftes Waffenrecht sei "ein besserer Schutz für Juden und andere Feinbilder von Hass in den USA".
Der Jüdische Weltkongress verurteilte die Tat auf das Schärfste. Man sei entsetzt über den bösartigen Angriff nur sechs Monate nach einer Schießerei in einer Synagoge in der US-Stadt Pittsburgh mit elf Toten. "Es gibt absolut keine Rechtfertigung oder Erklärung für eine solche Gewalt", erklärte der Präsident des Kongresses, Ronald S. Lauder, in Jerusalem. Und es sei unvorstellbar dass erneut unschuldige Menschen Ziel von Gewalttaten seien nur aufgrund ihrer Religion und weil sie entschieden hätten, einen Gottesdienst zu besuchen.
Der Rat für amerikanisch-islamische Beziehungen (CAIR) drückte seine Solidarität mit der jüdischen Gemeinde der Region San Diego aus. "Wir verurteilen diesen verstörenden und verachtenswerten Angriff auf unsere Nachbarn im Gebetshaus", erklärte die Organisation in San Diego. Man wolle weiter zusammenarbeiten gegen den beunruhigenden Trend von Angriffen auf Gebetshäuser. Die Organisation rief alle Gebetshäuser und religiösen Organisationen auf, zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen.