Mit Blick auf den Konflikt zwischen Kirchen und AfD in Thüringen sagte Junkermann, die AfD sei zwar eine demokratische Partei, zu einer öffentlichen Diskussion mit Thüringens AfD-Chef Björn Höcke sei sie aber derzeit nicht bereit. "Ich würde mich mit Björn Höcke erst auf ein Podium setzen, wenn er sich für seine Äußerung entschuldigt hat", sagte Junkermann. Sie hatte 2016 die Wählerinnen und Wähler aufgefordert, klare Kante" gegen "Angstmacherei, Rechtspopulismus und den Rückfall in Nationalismen" zu zeigen. Höcke hatte daraufhin den Kirchen unter anderem vorgeworfen, das Christentum nicht richtig verstanden zu haben.
Die Entscheidung des Deutschen Evangelischen Kirchentages, die AfD in diesem Jahr von Podien auszuschließen, hält Junkermann indes für falsch. "Ich bedauere diese Entscheidung sehr. Wenn es uns in der Auseinandersetzung mit der AfD darum geht, die Demokratie zu erhalten und zu stärken, auch gegenüber ihrem Populismus und ihren bewusst gesetzten Tabubrüchen, dann ist es sehr wichtig, dass wir mit den Mitteln der Demokratie dieses aufdecken und uns einer Sachdiskussion stellen und nicht aufgeben, sondern auf die Kraft des Wortes setzen und die Kraft des Diskurses."
Junkermann widersprach zudem der Kritik an der Initiative ihrer Landeskirche für ein Tempolimit von 130 kmh auf Autobahnen. Insbesondere wies sie den Vorwurf zurück, eine solche Petition anzuregen sei keine kirchliche Aufgabe. Christen hätten viel dazu zu sagen, "was ein gutes Leben ausmacht, zum Beispiel, dass es nicht der Sinn des Lebens sein kann, wie schnell ich fahren kann, dass die Freiheit eines Christenmenschen und jedes Menschen nicht darin besteht, auf Kosten anderer zu leben", so die Bischöfin. Die Landeskirche hat mit ihrer Petition das nötige Quorum von 50.000 Unterzeichnern erreicht, so dass sich der Petitionsausschuss des Bundestages mit dem Anliegen befassen wird.
Ilse Junkermann ist seit 2009 Bischöfin der mitteldeutschen Landeskirche, sie hat Dienstsitze in Erfurt und Thüringen. Ihre Amtszeit als Bischöfin endet in diesem Jahr.
Das Interview wurde epd vorab in nachrichtlicher Fassung zur Verfügung gestellt. Es wird am Sonntag um 1105 im Deutschlandfunk zu hören sein.