Aufwendig verzierte Eier, blühende Palmkätzchen, ratschende Kinder: Rund um die Kartage und das Osterfest hat sich viel kirchliches und gesellschaftliches Brauchtum entwickelt, gerade auch im evangelischen Teil Frankens. Für Protestanten ist Karfreitag schließlich bis heute der wichtigste kirchliche Feiertag. Viele dieser Bräuche haben sich jedoch in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert oder sind zum Teil auch fast völlig in Vergessenheit geraten, sagt Andrea Thurnwald, Leiterin des Bad Windsheimer Museums Kirche in Franken, das zum Fränkischen Freilandmuseum gehört. Beispielsweise das "Hosagärtla"-Bauen.
Wobei Hasengärtchen ("Hosagärtla") nicht gleich Hasengärtchen ist. Während sie in der Umgebung von Nürnberg kleine Wägelchen waren, also Brettchen mit einer Gartenzaunumrandung auf vier bunten Rädern und mit einer Schnur zum Hinterherziehen, waren es im Westmittelfränkischen oft nur kleine Holzspreißel, die in Kreisform in den Erdboden gesteckt und mit Holzwolle ausgekleidet wurden. In jedem Fall aber wurden dorthinein bunt gefärbte Eier, Zuckerosterhasen, Schokolade sowie Osterlämmer gelegt. Wichtig war es den Kindern, das schönste Gärtchen zu besitzen. Die fahrbaren "Hosagärtla" kann man heute manchmal noch kaufen.
Emotionale Zugänge schaffen
Seit dem Mittelalter waren auch in Franken der Rechtsbrauch und der Kirchenbrauch eng miteinander verflochten - also Eier als Zinsen an die Obrigkeit und Eier als Osterspende an den Pfarrer. Für Historiker ist das die "Vorstufe" zum heutigen Brauch des Ostereierschenkens. Für die Region Ansbach ist das Verschenken von Ostereiern erstmals in einer Verordnung von 1704 vermerkt - als Patengeschenk. Aus Nürnberg zeugt ein Kupferstich von 1785 vom Ostereiersammeln der Findelkinder. Ihnen war es an Ostern erlaubt, bei der Bevölkerung der Stadt um Eier und mildtätige Gaben zu bitten, heißt es in Berichten.
Auch das Verzieren der Eier scheint in Franken eine lange Tradition zu haben. Ein Pfarrer predigte Ende des 17. Jahrhunderts über die Osterbräuche: "Man verguldets, man versilberts, man belegts mit schönen Flecklen und macht allerhand Figuren darauff, man marmelierts, man mahlts auch und ziehrts mit schönen erhebten Farben." Begonnen haben sollen die Mönche mit der Verzierung von Eiern. Für den Hausgebrauch wurden die Ostereier mit Naturfarben zu färben versucht, wie es weltweit getan wird. In Franken nahm man dafür etwa Rote Rüben, Zwiebelschalen und Walnussblätter.
Auch kirchlicherseits entwickelten sich etliche Bräuche, sagt Thurnwald. In der vorreformatorischen Zeit war dies etwa der "Palmesel", also ein hölzerner Esel, mit dem die biblische Geschichte vom Einzug Jesu nach Jerusalem nachgespielt wurde. Dieses Schauspiel allerdings entglitt an vielen Orten oft etwas - die Reformation bereitete diesen Schauspielen vor allem im evangelischen Teil Frankens den Garaus. Erhalten blieben jedoch in einigen Kirchengemeinden noch die beweglichen Kruzifixe, also Kreuze, von denen sich der Gekreuzigte abnehmen ließ, um den Korpus anschließend "beerdigen" zu können und auferstehen zu lassen.
Bräuche wie Osterfeuer gab es früher nur an wenigen evangelischen Orten, inzwischen allerdings nehmen diese Angebote wieder zu. "Diese Form des christlichen 'Events' spricht Menschen an, es berührt sie, weil es eben nicht so 'kopflastig' ist", sagt Thurnwald. Bei den Protestanten, die sich als "Kirche des Wortes" verstehen, habe das Emotionale lange ein stiefmütterliches Dasein gefristet - dies verändere sich nun wieder. "Auch, weil gerade an Feiertagen wie Ostern vieles ökumenisch läuft." Nicht, um Unterschiede zu verneinen, sondern um das Gemeinsame unter den Kirchgängern zu betonen, deren Zahl stetig kleiner wird.
Eine relativ neue Entwicklung sind laut Thurnwald zudem die Osterbrunnen. Ausgehend von der Fränkischen Schweiz hat sich das Brunnenschmücken mittlerweile auch in anderen fränkischen Regionen eingebürgert, berichtet Museumspädagogin Eva-Maria Meyer. Dies seien neue Trends, ebenso wie die neuerdings immer mehr verbreitete und nicht mehr nur religiös begründete Bereitschaft, in der Fastenzeit bewusst auf etwas verzichten zu wollen.