"Der Grund des Protests ist die Erwartung, dass die Pariser Klimaziele eingehalten werden. Ich bejahe diese Initiative inklusive des zarten Elements von zivilem Ungehorsam", sagte Huber dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die 16-jährige Initiatorin der Bewegung, Greta Thunberg, wird am heutigen 29. März an den Schülerprotesten in Berlin teilnehmen.
Die internationale Schüler- und Studentenbewegung mobilisiert seit mehreren Wochen Zehntausende junge Menschen, die freitags auf die Straße gehen, anstatt die Schule oder die Universität zu besuchen. Der "kalkulierte Unterrichtsboykott" sei ein legitimes Mittel, sagte Huber. "Zu einer reifen Demokratie können gezielte Regelverletzungen gehören, wenn die Stimme von Betroffenen nicht genug gehört wird - unter der Voraussetzung, dass Gewaltfreiheit gewahrt und die mit der Regelverletzung verbundenen Konsequenzen getragen werden", sagte der Theologe.
Mittlerweile wird in Deutschland über Konsequenzen für Schüler diskutiert, die am Freitagvormittag die Schule schwänzen. Da die Schulpolitik Ländersache ist, gibt es keinen einheitlichen Umgang mit den Protesten während der Schulzeit. Der Vorsitzende der FDP, Christian Lindner, hatte kürzlich gesagt, die Klimapolitik sei eine Sache für "Profis". Diese Äußerung bezeichnete Huber als "inakzeptabel". Er sei froh, dass als Reaktion darauf mittlerweile 23.000 Wissenschaftler den Aufruf "Scientists for Future" unterschrieben hätten - auch er selbst sei dabei. "Professionalität soll uns allen dazu dienen, unsere demokratische Verantwortung besser wahrzunehmen. Aber sie soll nicht an die Stelle der demokratischen Verantwortung treten", sagte Huber.
Die schwedische Schülerin Thunberg wird auch das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung besuchen und dort mit dessen Vorstand Ottmar Edenhofer und dem Co-Direktor Johan Rockström sprechen. Am 30. März soll sie im Rahmen der Verleihung der "Goldenen Kamera" mit dem "Sonderpreis Klimaschutz" für ihr Engagement ausgezeichnet werden.