Für den Kirchenkreis ist es bereits die fünfte Auflage des Projekts "Kalymma". Das griechische Wort bedeutet Tuch oder Vorhang. Damit soll die Tradition des "Hungertuches" aufgegriffen werden: Einst war der Altar in der Zeit von Aschermittwoch bis zum Osterfest vor den Blicken der Gemeinde verborgen.
Die Augen der Gläubigen waren so zum "Seh-Fasten" gezwungen, erklärte Matthias Rein, der vor fünf Jahren die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Fasten initiierte. Mit der diesjährigen Motivwahl, Bildsprache und Buntheit des Kunstwerkes würden die Sehgewohnheiten auf die Probe gestellt, sagte der Senior, in Erfurt die Bezeichnung für den Superintendenten.
Götzes Altar zeigt eine Szene aus der Leidensgeschichte Jesu, das Verhör durch den Hohepriester Kaiphas. Als Vorlage für die farbenprächtigen Emaille-Malereien, insgesamt sieben Bildtafeln, diente eine kleine Entwurfszeichnung von Lucas Cranach d. Ä. (1472-1553) für einen letztlich nicht realisierten Altar, auf die er in einem Leipziger Museum gestoßen sei, erläuterte der Künstler.
Der gebürtige Hallenser Moritz Götze (Jahrgang 1964) hat sich mit Gemälden, Papierarbeiten, Grafiken, Emaillen, Mosaiken und Skulpturen einen Namen gemacht. Bekannt wurde er mit einer spektakulären Kunstaktion 2009 auf der Wartburg. Gemeinsam mit dem Wuppertaler Ästhetik-Professor Bazon Brock schleuderte er in Martin Luthers früherer Studierstube 150 mit Tinte gefüllte Glaskugeln auf an Wänden angebrachtes Büttenpapier. 2016 wurde die von ihm nach zehnjähriger Planungs- und Realisierungsdauer mit Emaille-Malerei ausgestaltete Schlosskirche St. Aegidien in Bernburg (Anhalt) wieder eingeweiht.